MALMOE

Editorial 92

MALMOE 92, Juni 2020

Das Corona-Virus und die dadurch nötigen Eindämmungsmaßnahmen haben auch die MALMOE-Redaktion kalt erwischt. Zum ersten Mal in unserer zwanzigjährigen Geschichte lagen nun ganze vier Monate zwischen zwei Ausgaben. Was wir in den letzten Wochen beobachten durften, hinterließ gemischte Gefühle. Zum einen wurde deutlich, was es heißt regiert zu werden. Eine Gruppe von „Volksvertreter*innen“, deren Fähigkeiten wir – gelinde gesagt – durchaus kritisch sehen, verfügte den Lockdown. Dieser war epidemiologisch nötig und verdiente deswegen auch Unterstützung, nur unheimlich war dieses Naherlebnis mit der Staatsmacht dennoch. Zum anderen bleibt die bange Frage, wer die Last der beträchtlichen gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen der Corona-Krise zu tragen haben wird. Die jetzige österreichische Bundesregierung lädt zu größtem Pessimismus ein. Überhaupt wäre die Frage, was aus der Krise gelernt wurde. Wird Österreich jetzt ökologischer, umsichtiger und klüger? Es sieht nicht danach aus. Der Lockdown intensiviert das Bedürfnis nach eigenem Garterl und die Verhüttelung des Landes wird turbobeschleunigt. Die AUA-Rettung zeigt, für wen das Geld im Lande da ist. Hätte es nicht gereicht, dem Management, so wie den Care-Arbeiter*innen im Land, einfach ein bisschen zu klatschen, um dann den Laden mit den teuren Drecksschleudern einfach zuzusperren? Spätere Generationen wären voll des Dankes gewesen.

Der Corona-Krise widmen wir in der Ausgabe 92 viele Beiträge. In einem Schwerpunkt geben wir verschieden Berufsgruppen das Wort und lassen sie von ihren Erlebnissen erzählen. Auch unser Diskursiv steht im Zeichen des Virus. Weil aber auch nicht alles Corona sein soll, haben wir in dieser Ausgabe zwei weitere Schwerpunkte zum Thema „Die Linke und die Kunst“, sowie zur schwierigen Lage des freien Zugangs zum Schwangerschaftsabbruch. Wenn wir eingangs sagten, wir haben gemischte Gefühle angesichts der Krise, dann bezieht sich dies beispielsweise auf die Black Lives Matter-Proteste, die gerade weltweit breite Teile der Bevölkerung dazu herausfordern, sich mit Rassismus in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Unser Ressort „Regieren“ startet deshalb mit BLM.

Es gibt also auch etwas zu feiern in diesem Tagen. Und genau das tun wir bei unserer Ausgabenpräsentation im Wiener Fluc am 3.7.2020 ab 17 Uhr. In bewährter Manier, gemeinsam mit dem Salon skug, liefern wir Lesungen, Diskussion, Live-Acts und DJing – selbstverständlich unter Wahrung der nötigen Abstandsregeln.

Herzlichst
die MALMOE-Redaktion