MALMOE

„Das offensichtliche Leiden
der Menschen, wenn die 
Shopping Mall nicht offen hat“

Ausschnitte aus dem Vortrag zur Kritik der Bedürfnisse, gehalten von Thomas Ebermann auf der Marxistischen Arbeitswoche 2023

Fast bei jedem gesellschaftskritischen Vortrag ist am Anfang zu sagen: Egal welchem Thema die Gesellschaftskritik sich nähert, ihre erste Aufgabe ist immer diese Termini – „natürlich“, „anthropologische Konstante“, „so ist der Mensch nun mal, war schon immer, da kann man nichts ändern“ – anzugreifen und zu denunzieren. Ob es um Kriege oder die Existenz konkurrierender Nationalstaaten, ob es um die Konkurrenz im Berufsleben und Familie, Ehe, Besitzanspruch, Eifersucht oder um entsagungsreiches Arbeiten und Entschädigung durch konsumtive Möglichkeiten geht. Es gilt immer, all das als nicht natürlich, sondern geschichtlich zu enthüllen. Dass etwas normal – also natürlich – sei, das stellt sozusagen als Sichtweise oder Ideologie die allergrößte Feindschaft zur Gesellschaftskritik mit ihrer Ambition und ihrer Behauptung, dass alle Verhältnisse umzuwerfen sein, dar.

Von der Prägung des Menschen

Dass die gesellschaftlichen Verhältnisse, also die Totalität des Bestehenden in die Menschen einwandert, sie formt und ihre Bedürfnisse prägt, dies zu erkennen oder zu analysieren, wohnt vielen Passagen im Werk von Karl Marx inne. Vielleicht am komprimiertesten in dieser berühmten sechsten Feuerbach-These, in der es heißt: „Das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.“ Das ist die Schlüsselaussage der materialistischen Geschichtsauffassung und die Absage an alle Versuche, den Menschen als etwas zu bezeichnen, das mit ewigen Konstanten behaftet ist – die Gattung beschreiben zu wollen „wie sie nun mal ist“. Und es ist natürlich auch eine Aufforderung, die Menschen als Reflexion geschichtlicher Verläufe und als Mitglieder einer Klasse in der Gesellschaft zu begreifen. Vielleicht noch etwas berühmter ist dieses kurze Zitat aus der Kritik der Politischen Ökonomie: „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ Häufig ein bisschen banausisch verkürzt auf „das Sein bestimmt das Bewusstsein“, was wir aber zur Not auch durchgehen lassen.
Kurz gesagt, Karl Marx erkennt in seiner Zeit beides. Die durch die ökonomischen Verhältnisse reduzierten verarmten deformierten Menschen und in Keimform die radikalen Bedürfnisse oder, was bei ihm synonym verwendet wird, das enorme Bewusstsein bei einer kleinen gesellschaftlichen Minderheit. Ein Bewusstsein, das die Überwindung oder Abschaffung der Lohnarbeit und der Entfremdung und nicht die Besserstellung im Bestehenden zum Gegenstand und zur Sehnsucht hat. Marx relativer geschichtlicher Optimismus speist sich – Ágnes Heller gibt sich wirklich viel Mühe das nachzuweisen – nicht aus dem, was er empirisch beobachten kann, sondern aus einer prognostischen Annahme, dass die radikalen Bedürfnisse oder das enorme Bewusstsein – sagen wir mal vorsichtig – fast unweigerlich vom Kapitalismus erzeugt werden müssen. Der Kapitalismus produziert deshalb auch seine Totengräber. Das Bestehende und seine Spiegelung in den Subjekten ist für Marx, jenseits der materiellen Armut der unteren Schichten, eine entmenschlichende Reduktion aller Bedürfnisse auf diese beiden Schlüsselkategorien der bürgerlichen Welt „haben“ und „kaufen können“.
Diesen Ausgangspunkt schärft die Kritische Theorie, indem sie das Übergewicht der Verhältnisse über den Menschen, deren entmächtigte Produkte diese nachgerade sind, häufig schroffer betont als Marx. Denn sie hat die patriotische Zustimmung der proletarischen Massen zum Ersten Weltkrieg oder die Komplizenschaft der deutschen Arbeiterklasse mit dem Nationalsozialismus, aber auch die Integration vieler nationaler Arbeiterklassen in die jeweiligen nationalen Konsense der reichen Industrienationen zu reflektieren. Eine der deprimierendsten, spekulativen Annahmen von Theodor W. Adorno besteht in dem Gedanken, ob analog zur veränderten organischen Zusammensetzung des Kapitals – also zum Wachsen des Anteils der Fabrikanlagen und Maschinenparks, des toten Kapitals, und dem im Verhältnis geringer werdenden Anteil, der diese Fabrikanlagen und Maschinen bedienenden lebendigen Arbeit, also der Menschen – ob analog zu diesem Prozess möglicherweise auch die lebendigen Zwecke im Menschen sich minimieren und seine Verdinglichung wächst. Wir halten das besser für eine Übertreibung Adornos, lasst euch davon nicht aus der Balance bringen, er neigt zu solchem Pessimismus.

Wider die Weltverbesserer

Gesellschaftskritik agiert in allergrößter distance feindselig und antagonistisch, oft auch mit einer guten Portion Spott, auf die allgegenwärtigen Phänomene der preisbewussten, richtig informierten, sich nicht für dumm verkaufen lassenden und dann auch noch Welt verbessernden Konsument:innen. Die Welt der kritischen Konsument:innen, die ja bedient und belehrt wird von Verbraucherzentralen, Beratungsinstitution, zahllosen Fernsehsendungen, Fachzeitschriften mit Testergebnissen und Benotungssystemen und so weiter, gliedert sich vereinfacht gesagt in drei Spielarten von kritischen Konsument:innen.
Erstens, die schlichte Variante ist die Schnäppchenjägerin. Diese weiß, was, wann, wo am billigsten ist, vergeudet eine große Portion Lebenszeit mit diesbezüglicher „Recherche“, belästigt mich in der Kneipe mit der Frage, ob ich den richtigen Anbieter habe, kennt sich aus mit Last-Minute Vergleichsportalen, mit Telefonanbietern, Krankenkassen, Benzinpreisen an Reisetagen und rabattträchtigen Tagen. Der zweite Sozialcharakter ist die gehobene Schnäppchenjägerin, die Preis-Leistungsverhältnisse vergleicht. Diese lässt sich vom puren Preis nicht bluffen, fragt nach dem Inhaltsstoffen der Produkte, liest das Kleingedruckte auf Dosen und Verpackung. Ihr Stolz ist ihr Wissen, dass man bei Grillkohle nicht nur den Preis pro Kilogramm, sondern auch die unterschiedliche Brenndauer der verschiedenen Produkte zu berechnen hat. Ist diese Brenndauer gegebenenfalls größer als der Preisunterschied, so ist das teurere Produkt dennoch das günstigere. Was bei der Grillkohle noch vergleichsweise harmlos und leicht ist, ist bei der ebenso lustvollen wie verzweifelten und letztlich vergeblichen Suche von Männern, welches Auto wohl das Beste ist, kompliziert, zeitintensiv, Lebenszeit raubend und unglücklich machend. Drittens: die Weltverbesserin durch ökologischen und oder sozialen Konsum. Wir betreten hier ein Feld extremster Lächerlichkeiten, Biersaufen zur Rettung des Regenwaldes und sowas alles, aber auch einiges, das etwas genauerer kritischer Betrachtung bedarf, wie etwa ein Buch zur imperialen Lebensweise, was ich nicht ganz in eine Schublade mit dem Grillkohlen-Brenndauer-Vergleich stecken möchte, sondern nur in seine Nähe platzieren will. Alle drei Grundtypen sind Konformist:innen allererster Güte, sind komplette Gefangene des Marktgeschehens, verkörpern sozusagen das Ideal der Kundin im marktwirtschaftlichen Getriebe, denn sie denken sich ja in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Bestehenden. Diese ist natürlich eine Schein-Auseinandersetzung, durch die man auch keinen Ärger bekommt, sondern Reputation gewinnt. Wofür der Mensch sein Geld ausgibt, reglementiert die kapitalistische Ordnung ja gerade nicht und dies nicht zu tun, ist substanziell in den Begriff der Freiheit in der bürgerlichen Gesellschaft eingeschrieben.

Die Produktionsbedingungen zum Ausgang nehmen

Dieser vorhin angedeutete Spott auf die konsumtiven Sehnsüchte oder das verdinglichende Bedürfnis findet sich in vielen Arbeiten, in denen etwa Herbert Marcuse die Kritik der politischen Ökonomie mit einer Kritik der Bedürfnisse zu verbinden trachtet. So schreibt er im Versuch über die Befreiung: „Das Bedürfnis, technische Gebrauchsartikel, Apparate, Instrumente und Maschinen zu besitzen, zu konsumieren, zu bedienen und dauernd zu erneuern, Waren, die den Leuten angeboten und aufgedrängt werden, damit sie diese selbst bei Gefahr ihrer eigenen Zerstörung gebrauchen, ist zu einem biologischen Bedürfnis geworden.“
Hier steht das biologische Bedürfnis selbstverständlich nicht für eine anthropologische Konstante, sondern ist in die Menschen so sehr eingewandert, dass es ihnen wie eine natürliche Selbstverständlichkeit erscheint. Im Eindimensionalen Menschen heißt es: „Die Menschen erkennen sich in ihren Waren wieder; sie finden ihre Seele in ihrem Auto, ihrem Hi-Fi-Empfänger, ihrem Küchengerät.“ Ágnes Heller hat sich sehr große Mühe gegeben und sehr klug beschrieben, wie sich der Besitz oft vom unmittelbaren Gebrauch und unmittelbaren Genuss löst oder wie die Rolle des Genusses vom Besitz selbst übernommen wird. All diese Reflexionen, die man machen muss, verbieten uns zugleich jeden klein- und bildungsbürgerlichen, jeden pfäffischen und Besinnungsaufsatz gemäßen Schiedsspruch, jede Verurteilung des Proletariats und Subproletariats im Namen der höheren ethischen Werte und gegen die ethischen Mängel beim Konsumieren der Gebeutelten. Karl Marx schreibt in der Deutschen Ideologie: „Wenn man von der Produktion ausgeht, so muss man sich um die wirklichen Produktionsbedingungen und die produktive Tätigkeit der Menschen bekümmern. Wenn man aber von der Konsumtion ausgeht, so kann man sich bei der Erklärung, dass jetzt nicht ‚menschlich‘ konsumiert werde und bei dem Postulat der ‚menschlichen Konsumtion‘, der Erziehung zur wahren Konsumtion und dergleichen Phrasen beruhigen, ohne sich im Geringsten auf die wirklichen Lebensverhältnisse der Menschen und ihrer Tätigkeiten einzulassen.“
Hängt man dieser Grundauffassung von Marx an, und das tue ich, dann ergeben sich zunächst zwei Konsequenzen daraus. Die erste ist, sich niemals an der Dämonisierung der Prolls beteiligen. Nie Bestandteil der Verurteilung ihrer falschen Ernährungsweise mit Dosenbier und Dosensuppe, statt regionalem Kohlrabi-Eintopf werden, immer nach den Besoins der Eliten fragen, ihrer barbarischen Art zu feiern, luxuriöse Hotels voll zu kotzen und Personal wie Sachen zu behandeln. Der Mensch, der im Ernteeinsatz, auf dem Bau, in der Fleischindustrie, in der Reinigungskolonne, als Pflegekraft mit überlangen Arbeitstagen, im Callcenter, an der Supermarktkasse, in der Kredit- und Kreativwirtschaft demütigenden, erschütternden Bedingungen unterworfen ist, kann auf Dauer nicht gegen diese Demütigung denken und konsumieren. Nach solchen Arbeitstagen liest man nicht Proust.
Dies bestreitet zugleich keineswegs, dass große Segmente der unteren Schichten verroht und hässlich sind. Man muss ja nur aufmerksam bei einem politischen Gegner von mir wie Oliver Nachtwey, der ein redlicher Autor ist, genau nachlesen, wie niederträchtig Stammbelegschaften mit Leiharbeiter:innen umgehen, um sich der Romantisierung der Prolls zu enthalten. Überall, wo diese Romantisierung das Fundament der sogenannten neuen Klassenpolitik ist, taugt die neue Klassenpolitik gar nichts. Es darf nie um ihre Romantisierung gehen, wohl aber um die manchmal schmerzliche Erkenntnis, dass es der Herrschaft gut ins Konzept passt, dass das, was sie und die Verhältnisse aus den Massen gemacht haben, auch noch aufs Schuldkonto der Massen zu buchen sei.
Die zweite, noch wichtigere Folgerung ist immer die Art des gesellschaftlichen Produzierens, also die Produktionsbedingungen, als die absolut wichtigste, dominante Produzentin des Bedürfnissystems zu begreifen. Weitaus wirkmächtiger als alle raffinierte Werbung und Verführungsstrategie. Adorno stellt fest, dass im Spätkapitalismus und der Industriegesellschaft die Bedürfnisse – einschließlich der Bedürfnisse gegen das Bestehende – vollends zur Funktion des Produktionsapparates geworden sind. Sie werden total gesteuert. Der Produktionsapparat, ergänzt Herbert Marcus im Eindimensionalen Menschen, bestimmt nicht nur die Fertigkeit, sondern auch die individuellen Bedürfnisse. Das Produzieren nach den Kriterien von Effektivität und Effizienz, wie es dem kapitalistischen innewohnt, macht die Menschen hässlich und befreit das glückliche Bewusstsein häufig sogar vom Gewissen. In den „Thesen über Bedürfnisse“, sehr eng angelehnt an Marx, heißt es bei Adorno: „Die sogenannten Oberflächenbedürfnisse spiegeln den Arbeitsprozess wider, der die Menschen zu ‚Anhängseln der Maschine‘ macht und sie nötigt, sich außerhalb der Arbeit auf die Reproduktion der Ware Arbeitskraft zu reduzieren.“

Wie kann gesellschaftlicher Reichtum aussehen?

Das schöne Wort „lustvoller Verzicht“ sollte vielleicht tragende Säule des emanzipatorischen Reichtumsbegriffs und gesellschaftskritischer Zukunftsentwürfe sein oder werden. Die Belohnung für lustvollen Verzicht und die Voraussetzung, Verzicht lustvoll genießen zu können, ist entweder eine drastische Verkürzung der Arbeitszeit; oder ein komplett anderes Arbeiten gegen die Maßgaben der Produktivität und Effektivität; oder eine irgendwie geartete Mischung oder Kombination von beiden. Bei Marx, auch das weist Ágnes Heller akribisch nach und sie verschweigt die Gegentendenzen nicht, ist die Länge der Arbeitszeit das wichtigste Maß zur Feststellung von gesellschaftlichem Reichtum. Weil eben bei Marx das Reich der Notwendigkeit, das Reich des Arbeiten-Müssens, das Reich des für die Reproduktion der Gattung Sorgens, vom Reich der Freiheit meist recht streng geschieden ist. Paradigmatisch in einer kurzen Sequenz aus dem Kapital, dort schreibt er: „Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. […] Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits derselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gibt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung.“
Die Kritische Theorie sucht nach einem Weg – und ich glaube, das sollten wir jedenfalls als Teilbruch mit dem historischen Marx und nicht nur mit seiner Verhunzung durch die Zweite Internationale, durch Bernstein, Kautsky oder Lenin verstehen – das Reich der Freiheit im Reich der Notwendigkeit erscheinen zu lassen. In der Arbeit, und nicht nur jenseits der notwendigen Arbeit, Momente von Kunst, Momente von Spiel, Momente von Schönheit und Kreativität zu ermöglichen, und zwar immer um den Preis der produktiven Unterlegenheit gegenüber der kapitalistischen Art und Weise des Produzierens. Der klassische Marxismus hat oft genug behauptet, nach der proletarischen Revolution durch das Verschwinden der Krisenzyklen, durch die planwirtschaftliche, nicht anarchistische Organisation von Produktion und Arbeit wird die Gesellschaft der Zukunft produktiv überlegen sein. Verständlich auf einem bestimmten Niveau der Entwicklung der Produktivkräfte, aber heute zu verwerfen. Alles Versprechen des historisch gewordenen, real-existierenden Sozialismus war: Unsere Art des Produzierens ist produktiver, ist effektiver, hat ein größeren Ausstoß an Dienstleistungen, Waren und Konsumgüter. Der Gedanke der Kritischen Theorie, der mit Walter Benjamin als großem Zeugen ganz zentral aussagt, dass wir uns zur produktiven Unterlegenheit um den Preis des Gewinns kreativen menschengerechten Arbeitens bekennen, ist ein viel schönerer als der Wettlauf, wer wohl den größeren Güterausstoß hat.
Die Notwendigkeiten kapitalistischen Produzierens, also der Wachstumszwang, der Ressourcenhunger, die Konkurrenz, auch die Wagnisse mit dem Unbeherrschbaren zu hantieren, wenn es einer überdurchschnittlichen Profitabilität dienlich ist, und die Formung der Menschen zu Konsument:innen, die diese Zerstörung durch ihre Bedürfnisse befördern und als Proletariat häufig diesen furchtbaren, historischen Stolz der Lohnabhängigen verkörpern, das alles auszuhalten in proletarischer Härte. Die Weicheier, Drückeberger und Ängstlichen zu verachten, die sich nicht darauf freuen, sich Untertage die Staublunge anzuarbeiten, wo doch dort die höchste Form proletarischer Kameradschaft zu finden sei, wo man höchstens 50 Jahre alt wird. Das ist der Kern des Liedguts der Bergarbeiter. Das sind objektive Einschränkungen gegen zu verträumte realitätsferne Behauptungen, ach, die Arbeit könne doch schnell zum Spiel, zur Kunst mutieren oder sich diesem anähneln. Wir stehen vor diesem verdammten Berg von Drecksarbeit zur Bändigung der ökologischen Katastrophe. Wir stehen vor dieser unerträglichen, welthistorischen Notwendigkeit, Aufräumarbeiten und Sanierungsmaßnahmen ins Werk zu setzen und alles das, und das ist schmerzhaft, sind Faktoren gegen meinen Begriff der Befreiung, gegen meinen Begriff des lustvollen Verzichts. Aber auf keinen Fall bedeuten die Relativierungen, die ich hier anspreche, gegen das vorschnelle Postulat, es gebe nur noch travail attractive und eigentlich sei die Arbeit abgeschafft, wenn die Lohnarbeit abgeschafft sei, dass deshalb von mir diesem objektiv Nützlichen, dem Notwendigen, dem für die ökologischen Kreisläufe Unabdingbaren, das Wort geredet wird.

Weiterlesen:
Ágnes Heller (1976): Theorie der Bedürfnisse bei Marx, VSA,Berlin
Ulrich Ruschig (2020): Befreiung der Natur zum Verhältnis von Natur und Freiheit bei Herbert Marcuse, PapyRossa, Köln