MALMOE

Frisur als Garant 
von Normalität?

Neben den Hot Topics Infektionszahlen, Impfungen, Homeoffice und Reisebeschränkungen schaffen es auch immer Friseursalons in die Top 5 der Covid-19-Schlagzeilen. Ein im Angesicht der Pandemie, eigentlich triviales Thema würde man meinen. Die vier erstgenannten geben immerhin eine Art Orientierung über den möglichen Weiterverlauf der Pandemie geben, die Regelungen bezüglich des Haareschneidens eher weniger. Woher kommt also dieses Interesse über Möglichkeiten, einen professionellen Haarschnitt zu bekommen?

Eine plausible Antwort wäre, dass nach wie vor eine ganze Palette Distinktions- und Identifikationsfilme über die Leinwand des äußerlichen Erscheinens laufen. Es sind gerade die abgestorbenen Zellen, die aus der Kopfhaut sprießen, die als Indiz dafür dienen, wie sehr ich mein Leben im Griff habe – oder eben auch nicht. Verläuft mein Leben geordnet oder wild, gewöhnlich oder verrückt?

Nicht wegen, sondern trotz der globalen Pandemie performen allerhand öffentlichkeitswirksame Personen, allen voran Politker_innen, eine Hyper-Normalität. Wenn der Haarschnitt beherrscht wird, so die Message, kann alles beherrscht werden. Und das, obwohl einiges komplett aus dem Ruder läuft.

Mit einem gewissen Witz und einem marketingtechnisch sehr cleveren Move beschloss The Daily Show mit Trevor Noah, einfach mit der Zeit zu gehen. Kurzerhand ließ Noah seine Haarpracht zu einem kleinen Afro anwachsen. Mit dem zeitlichen Anhalten des Lockdown zitierte er so „das aus den Fugen geratene“ und bot dem Publikum eine Orientierung. Irgendwie ein gelungenes Zitat zu Homeoffice- und Lockdownzeiten.
Aber es bleibt eben nur ein Zitat. Denn längst sollte klar sein: Wenn uns leblose Materie – diese Haare, die sich immer ihren Weg bahnen, auch wenn wir bereits tot sind – sowohl persönlich, als auch medial mehr im Griff hat als wir die Pandemie, dann hilft auch kein Haarschnitt mehr.