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MALMOE

Hauptsache, es brennt

Nachdem sich skug vor mittlerweile mehr als drei Jahren entschied, vom Print- auf den reinen Online-Betrieb umzustellen, hat sich so viel für unsere redaktionelle Arbeit geändert, dass wir uns die Printausgabenproduktion gar nicht mehr vorstellen können. Sie war gegen Ende eine vierteljährliche Horrorshow gewesen, da wir kaum mehr die Kapazitäten hatten, um alle Aufgaben zu bewältigen. Die zugesagten Artikel wurden kurzfristig abgesagt, Bildrechte ließen sich nicht ergattern – der übliche Produktionswahnsinn. Natürlich dämmerte uns auch, wie schwierig es insbesondere für den Musikjournalismus geworden war, auf Papier zu erscheinen. Das Publikum wünscht sich zum Review das Soundfile oder das Video. Dagegen ist nichts einzuwenden. skug schreibt nicht von der Kanzel, die Leute sollen unsere Einschätzungen und Kritiken gerne augenblicklich überprüfen und zu eigenen Ergebnissen kommen. Gedruckt ist das unmöglich. Groove, Spex und viele andere haben mittlerweile die Papiersegel gestrichen und folgten dem Vorbild von skug. Was nützt es auch, Menschen CDs mit den heißen Neuerscheinungen mitzuliefern, wenn die Leute nicht einmal mehr einen CD-Player haben?

Heute können wir im Netz schnell reagieren. Wir liefern den Review zum Erscheinungsdatum (idealerweise), die Filmkritik, während der Film im Lichtspieltheater flimmert, und unsere Theaterbesuche sind fruchtbar für die Leser*innen, weil die Show noch läuft, während sie auf skug.at davon lesen. Wir können blitzgeschwind in Debatten einsteigen und innerhalb von 24 Stunden die entsprechenden Artikel in die Arena werfen. Druck war da schon sehr behäbig. Man hat sich in der Endproduktion über den eigenen, bereits zweieinhalb Monate alten Schrieb zuweilen gewundert, wenn er einem im Endlektorat begegnet ist. „Ach, darüber haben wir uns damals den Kopf zerbrochen? Hatte ich schon ganz vergessen. Na ja, die Leser*innen wird es sicherlich noch interessieren.“

Es hat aber auch gewisse Nachteile. Neidvoll blickt skug (zum Beispiel bei BAM-Veranstaltungen) auf MALMOE, Volksstimme oder an.schläge, weil die Kolleg*innen immer etwas unterm Arm haben. Und zwar Druckfrisches. Wir stehen da, haben ein paar Aufkleber in der Manteltasche und den Hinweis, dass es etwas im Web zu lesen gibt. Tja, irgendwie schade. Die Lust einer Endproduktion, bei der die Ausgabe zusammenwächst und ungeahnte Bezüge entstehen, ist natürlich auch futsch. Außerdem gibt es immer noch viele Leser*innen (sie mögen alle von Jahr zu Jahr älter und weniger werden, aber dennoch), die lesen nicht im Netz, die wollen ihren Augustin und ihre MALMOE am Klo liegen haben oder neben dem Bett und beim Eindösen darin schmökern. Aus dieser Sphäre hat sich skug verabschieden müssen und uns ist bewusst, dass wir dadurch ein beträchtliches Publikumssegment verloren haben. Denn zuweilen begegnete uns dies auf der Straße mit den Worten: „Aber skug wurde doch eingestellt …“

Zu Beginn haben wir uns das sehr zu Herzen genommen und Pläne geschmiedet, Bücher oder Best-of-Compilations zu machen. Aber diese Einfälle wurden zuletzt immer weniger und mittlerweile haben wir uns ganz eingeschossen auf „digital ist besser“. Sicherlich, wenn die Zeiten ganz schlecht werden sollten, dann wird man mit dem elektronischen skug kein Feuer im Kamin entzünden können, dafür braucht man dann schon die irgendwo noch herumliegenden alten Druckausgaben. Damit es aber gar nicht erst so schlimm kommt, versuchen wir nahezu täglich, im Netz neue Fragen zu den Antworten zu finden, die uns diese kriselnde Gesellschaft vor die Füße wirft, und hoffen, dabei den einen oder anderen befreienden, am Ende sogar utopischen Gedanken zu entzünden. Denn genau dazu ist Kunstkritik schließlich da und dieses Flämmlein versucht skug auch im Netz am Brennen zu halten.