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MALMOE

Likes für die Landbloggerin

Der Printjournalismus ist ja ein schwieriges Feld. Viele wollen schreiben, aber wenige können veröffentlichen, Zeitungen sterben weg und ist Papier jetzt eigentlich gut, weil nachwachsende Ressource oder schlecht wegen Artensterben? Auf jeden Fall ist mir das gedruckte Wort häufig viel zu ernst, weil ja immer was Bedeutendes in den kurzen, schlecht bezahlten Artikel rein soll. Zum Beispiel, würde ich für die Phase 2 oder, Gott behüte, die MALMOE oder andere ganz ernst gedruckte Zeitschriften und nicht hauptsächlich für Facebook schreiben, würden meine Texte ungefähr so aussehen:

Dass Männlichkeit ein fragiles Ding ist, ist ja bekannt. Schlimmer ist das Phänomen freilich unter Jugendlichen. Und noch schlimmer unter jenen pubertierenden Jungmännern, die ihr Dasein auf dem Dorf fristen. Nicht nur, dass das Inzestverbot den Beweis der eigenen Männlichkeit an den Frauen fast unmöglich macht, nein, auch die notgedrungen homoerotischen Erfahrungen, die als harmloses Doktorspiel beginnen, finden unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen statt. In einer Landschaft, in der milliardenfach ein Phallus neben dem anderen sprießt, ist ein Bett im Kornfeld zwar immer frei, aber die Penetration wird durch die kultivierte Flora verdoppelt. Sei es der haarig hängende Hafer, die golden geile Gerste oder gar (ge)mächtiger Mais, der da Kolben neben Kolben die Kulisse zum vermeintlich unschuldigen Schauspiel bietet. Ist der Testosteron-Acker jedoch erstmal gepflügt, setzt sogleich die Scham ein, die zuhause nochmal in ödipale Höhen getrieben wird, wenn die Mutter nach dem Bad den erwachenden Körper auf Zecken untersucht. Unter solchen Voraussetzungen wundert es nicht, dass schon ein paar rasierte Tuntenbeine einen willkommenen Anlass bieten, vor den anderen die eigene Männlichkeit zu beweisen.

Zum Glück schreib ich aber vor allem für Facebook und da ist dann das Niveau gar nicht so vordergründig intellektuell, sondern eher so ein bisschen witzig und ein bisschen kitschig und ein bisschen „hoffentlich gibt‘s auch genug Likes“, aber der Algorithmus kümmert sich schon:

Wenn es hier im Dorf wenigstens einen DM gäbe, würde ich mir zu den rasierten Beinen noch einen schicken Lippenstift, Nagellack, Kajal, Mascara und ein Pfefferspray kaufen, um bei den nervigen Dorfmackerkids die gescheiterte Frühsexualisierung zu kompensieren, damit aus Männern endlich Menschen werden.