MALMOE

DJ Dent

Christian König aka DJ Dent begann als Teenager auf Schul-Skikursen die versammelte Klassengemeinschaft mit Tape-DJ-Sets zu beglücken. Mit gerade einer Handvoll Platten ausgestattet betrat er 1990 das Nachtasyl in der Wiener Stumpergasse, um dort in Form avantgardistischer Lärmsets sein Unwesen hinter den Turntables zu treiben. Dank Hip-Hop und Drum’n’Bass entdeckte er jedoch bald seine Liebe zu jener Musik, welche Beine und Po in Bewegung setzt, damit das Hirn ein wenig frische Luft bekommt. So landete er schließlich bei zeitgenössischer elektronischer Dance-Music.

Seit Anfang der 2000er ist Dent als Teil der commandyoursoul-Crew vermehrt als Veranstalter und DJ im Bereich Techno und House in Erscheinung getreten. Ein Genre war ihm jedoch nie genug. Er interessierte sich schon immer für die Geschichte von Popmusik. Von House über Hip-Hop ist’s ja nicht weit zu Disco. Funk und Soul gehören eigentlich eh zu Disco. Und liegen nicht die Roots von allem überhaupt im Rhythm & Blues? Mit Savage Kicks und Gumbo betreibt er in den letzten Jahren zwei Reihen, die explizit älterer Musik gewidmet sind. Und jüngst formierte er sich mit EsRAP, Kid Pex & Rosa Danner zur Gürtel Squad, um einen Hip-Hop-Abend als interkulturelle Begegnungszone zu initiieren, mit dem Anspruch eingeschworene Blasen zu überwinden. Ansonsten legt er momentan regelmäßig im Chelsea auf. Und hie und da im Strom in Linz.
www.dent.or.at

Jerry Lee Lewis – Whole Lot of Shakin‘ Going On (Sun Records 1957)

Der Titel dieser Nummer ist Programm. Wilder sollte Rock ’n’ Roll nie wieder werden. Als mir vor einigen Jahren ein Freund die Original-Single schenkte, war ich erstaunt ob der Durchsetzungsfähigkeit dieser zerkratzten, über 50 Jahre alten Platte am Dancefloor. Der Sound ist roh, aber wurde perfekt aufgenommen vom Rock’n’Roll-Übervater Sam Philips. Dieses Stück wird aber nur am Höhepunkt gedroppt, wenn der Tanzboden am Kochen ist. Und dann wackelt dieser so richtig. Killertune vom Killer.

Etta James – Seven Day Fool (Argo 1961)

Northern-Soul-Dancefloor-Klassiker. Obwohl Etta James als ikonografische Soul-Sängerin des 20. Jahrhunderts gilt, blieb ihr der große Durchbruch verwehrt. In Seven Day Fool tritt sie vordergründig als unterwürfige Liebhaberin auf, die ihrem Lover erklärt, wie gern sie sich 7 Tage die Woche den Arsch mit Hausarbeit für ihn aufreißt. Der Text wird aber dermaßen aggressiv vorgetragen, dass das geschilderte Szenario auf den Empfänger der Liebe etwas bedrohliche Züge annehmen könnte. So nach dem Motto: Dir ist schon klar, was ich da auf mich nehme also nimm Dich in Acht! Etta James war eben schon Punk, als dieser noch nicht existierte. Erschüttert Mark und Bein.

Kim Wilde – Cambodia (RAK 1981)

Es ist kaum zu glauben, wie dark Radio-Musik einmal war. Als ich diese Nummer als Kind zum ersten Mal hörte, war ich sofort so von der Synth-Bass-Line eingenommen, dass ich daneben nichts mehr gelten ließ. Ich fragte mich, warum nicht jeder Popsong mit einer ähnlichen ausgestattet war. Somit wurde ich schon in den frühen 1980ern von den dunklen Synth-Klängen infiziert, die mich auf Techno und elektronische Musik vorbereiteten.

KRS-One – Sound Of Da Police (Jive 1993)

Dieser Hip-Hop-Klassiker aus den frühen 1990ern gegen Polizeigewalt hat nichts an Relevanz verloren. Aber nicht nur wegen des Inhalts bleibt dieser Track aktuell, sondern auch wegen den (damals sehr innovativen) jamaikanischen Dancehall-Referenzen und dem reduzierten, aber total fetten Beat. Wetten, dass die Crowd schon beim emblematischen Intro „Woop-woop!“ die Hände in die Höhe reißt?

Aaron-Carl – Tears (Subject Detroit 2006)

Aufgrund seines frühen Todes 2010 blieb Aaron-Carl ein möglicher größerer Erfolg verwehrt. Denn der Detroiter Produzent, DJ und Sänger verstand es wie kaum ein anderer, das Songformat im eigentlich dem Tanz gewidmeten Genre House zum Blühen zu bringen. Tears zeigt ihn auf der Höhe seines Könnens. Die nahezu perfekte Produktion entwickelt den Sound von Underground Resistance konsequent weiter. Ergänzt durch den minimalen, aber effektiven Einsatz von Vocal-Samples transportiert Tears ein Maximum an Emotionen. Ich hatte das Glück, Aaron-Carl bei seinem von commandyoursoul organisierten Auftritten in Wien kennenzulernen und konnte dabei feststellen, wie diese Emotion auch coram publico transportiert wurde. Was für ein toller Mensch. Aaron, we still miss you.

K-Hand – Do It Again (Dockside Records 2015)

Kelli Hand ist eine der wenigen Frauen im Detroiter Techno-Buben-Club, die internationale Beachtung fand. Sie war fast von Anfang an dabei und ist noch immer eine unverwechselbare und vielseitige Produzentin. 2015 holten wir sie mit commandyoursoul nach Wien ins Werk und sie brachte diese neue Platte frisch vom Presswerk mit. Ihre Disco Roots sind hier ganz klar zu spüren. Kein Wunder, flog sie doch in den 1980ern am Wochenende immer nach New York, um im Paradise Garage zu den Sets von DJ Gott Larry Levan abzutanzen.