MALMOE

Es braucht organisierten migrantischen Selbstschutz

Für Menschen mit Migrations- und Rassismuserfahrung ist die Auseinandersetzung mit antirassistischer und antifaschistischer Praxis ein Teil der Selbstermächtigung.

Schon wenn wir auf einer Parkbank sitzen werden wir von repressiven Staatsapparaten wie der Polizei schikaniert, während wir mit unseren Freund*innen in Lokalen sitzen wird auf uns geschossen, in der Schule, am Arbeitsmarkt, in der Gesundheitsversorgung, im politischen Diskurs, in unserem gesamten Alltag, wir finden kein Entkommen. Rassismus ist überall und egal wohin wir gehen, es gibt und gab nie sichere Räume für uns. Spätestens seit dem terroristischen Attentat in Hanau im Februar 2020  sollte auch der weißen Mehrheitsgesellschaft bewusst sein: Wir sind weiterhin nicht sicher.

Teil der Migrantifa zu sein bedeutet also, dass wir nicht mehr zusehen wollen, wie sich das „Undenkbare“ immer und immer wiederholt. Wir wollen nicht mehr zulassen, dass Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind in ihre „friedliche“ Normalität zurückkehren. Wir sind auch Teil dieser Gesellschaft und eine gesamtgesellschaftliche Normalität ohne Rassismus gibt es nicht. Er ist strukturell, er wird vermarktet, er ist in unserem Denken, unserer Sprache, unserem Handeln. Wir wollen und können nicht mehr passiv sein.

Mit Migrantifa Wien organisieren wir uns aus einer Position der Betroffenheit gegen ein System, in dem unsere Herkunft, Sprache und Kultur eine Gefahr für uns oder unsere Communities darstellen, unser Aussehen kriminalisiert wird und unsere Identität meist mit ökonomischer und sozialer Benachteiligung verknüpft ist.

Das bedeutet in erster Linie einen Raum zu schaffen, der genau die Art von Sicherheit und Empathie bietet, die in zu vielen anderen politischen Organisierungen fehlt. Das erleichtert Menschen mit Migrations- und/oder Rassismuserfahrung sich direkt in jene politische Kämpfe gegen das einzubringen, von dem sie selbst betroffen sind.

„Migrantifa“ ist die Entwicklung antifaschistischer und antirassistischer Praxis von unten, verknüpft mit unseren persönlichen Erfahrungen und der Vernetzung mit migrantischen, rassismusbetroffenen Communities und Organisierungen, die eine neue Herangehensweise an antifaschistische Arbeit sichtbar machen soll. Damit wollen wir weitgehend zur Politisierung und Ermächtigung jener beitragen, die am aller meisten mit dem herrschenden System zu kämpfen haben und die am Meisten von faschistischer Aggression betroffen sind.