MALMOE

Oblivisci!

Bike.Polo.Stadt. #24

Ich hätte da einen Vorschlag. Vielleicht gefällt er euch ja. Also, Folgendes: Lasst uns doch mal versuchen, den ganzen Mist der letzten Monate zu vergessen. Schieben wir ihn nicht zur Seite, verdrängen wir ihn auch nicht, ignorieren schon gar nicht, nein, soweit es uns möglich ist, vergessen wir ihn wirklich, markieren wir ihn neuronal als völlig belanglosen Müll – unsere Hirne sollten dann den Rest erledigen und ihn ohne großes Aufsehen ausradieren und neu überschreiben. Warum ich das vorschlage, anstatt zu analysieren, nachzugrübeln und zu versuchen, eine Lehre daraus zu ziehen? Weil es bezüglich dieses eingangs erwähnten Mists nichts mehr zu lernen gibt, weil alle Lehren bereits gezogen und alle Erkenntnisse bereits gemacht sind. Letztendlich läuft es doch nur darauf hinaus, dass wir schon wieder über das Nichtdenkenkönnen anderer nachdenken, und das bringt erstens niemanden sehr weit und zweitens nur dorthin, wo wir alle ohnehin schon tausende Male waren. Eben. Verlorene Lebenszeit, sonst nichts. Lassen wir es also sein, und besinnen wir uns stattdessen auf die grundlegenden, auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Also zum Beispiel Bikepolo. Genau.
Gesagt, getan … und? Merkt ihr schon, wie gut das tut?

Keine Schwurbler, Wirrköpfe, weichbirnigen Esotanten und -onkeln mehr, keine besorgten Doofbürgerinnen und Unklardenker, keine verlogenen Faschisten und keine grenzdebilen Pseudoanalytikerinnen. Einfach nur Menschen, die sich gerne haben, während sie mit ihren Rädern zusammenstoßen, sich Schläger um die Köpfe schwingen oder sich mit Hartgummibällen abschießen. Menschen, die atmen, Spaß haben und denken können, sogar gleichzeitig! Kurzum, paradiesische Zustände.

Besinnen wir uns also auf Bikepolo. Es hat sich viel getan in den letzten Monaten. Es gab zwei sehr schöne Turniere in St. Andrä-Wördern mit vielen Spieler:innen aus ganz Europa, überhaupt gab es in diesem Jahr endlich wieder mehr Turniere in Europa, zwar noch nicht so viele wie vor der Pandemie, aber in zahlreichen Ländern wirkte sich der Impffortschritt bereits positiv auf die Veranstaltungsmöglichkeiten aus. In Wien, Graz und Linz sind einige neue Spieler:innen zu uns gestoßen, mit teilweise naturgewaltigem Potenzial, das mit Talent maßlos untertrieben beschrieben wäre. Ebenfalls nicht völlig unerwähnt sollte bleiben, dass der Verfasser dieser Zeilen sein liebstes Sportgerät von 26 Zoll auf 700c verändert hat. Radikal!

Auf unparadiesischer Seite ist leider der Verlust unseres Trainingsplatzes auf der Schmelz für mindestens ein Jahr zu vermelden. Der ASKÖ baut um, im üblichen ASKÖ-Tempo selbstverständlich (zwei Schritte zurück, zaghafte zweieinhalb Schritte nach vorne), und das bedeutet Cage Polo bzw. St.Andrä-Wördern für uns Wiener Spieler:innen bis Herbst 2022. Ein harter Schlag nach den zahlreichen erzwungenen trainingsfreien Zeiten, aber wir werden das überstehen. Überhaupt werden wir das alles überstehen.
Und für alle, die doch noch nicht den Mist, den Müll und den ganzen anderen Schrott vergessen konnten: Es gibt auch positive Aspekte. Die Grenze verläuft nämlich nicht zwischen den Impfgegner:innen und den anderen, und neu ist sie selbstverständlich auch nicht. Sie war immer da, und sie verläuft zwischen jenen, die stark genug sind, sich mit der Konsensrealität auseinanderzusetzen, und jenen, die es aus welchen Gründen auch immer nicht sind. Die Grenze ist auch nicht scharf gezogen, sondern sie ist überaus schwammig, nebulös, ein weites Feld, ein Grenzgebiet. Und viele Menschen befinden sich genau in diesem – und nicht auf der einen oder anderen Seite. Genau diesen Menschen erleichtert die offensichtliche Dummheit der Schwurbler die nächsten notwendigen Einsichten. Verdichtete Situationen beschleunigen eben vieles – auch den Weg zur Mündigkeit. ÖVP-Wähler:innen, die die grundsätzliche Korruptheit dieser Partei erkannt haben, und sie nie wieder wählen werden; 68er, die begriffen haben das Pharmaindustrie und evidenzlose „alternative Behandlungen“ falsch sind; Autofahrer:innen, die nach dem Radfahren im Lockdown meinen, in der Stadt würden sie das Auto eigentlich gar nicht (mehr) brauchen – die Liste der kleinen Wunder der letzten Monate ist lang. Falls wir also den Mist doch nicht vergessen können, vergessen wir zumindest das Positive nicht … und natürlich das Grundsätzliche sowieso nicht. Bikepolo. Was sonst.

3,2,1 … Polo!