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MALMOE

Datenerhebung

Becoming Digital 0x13

Unter anderem zeigt die Covid-19-Pandemie, wo derzeit die Grenzen von Datenerhebungen verlaufen. So etwa, wenn Unverständnis geäußert wird, warum Zahlen zu Tests und Impfungen nicht in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden. Zwar wurden in den letzten Monaten die Datenerfassungen und die Visualisierungs-Dashboards weiterentwickelt, bei der Detailtiefe der abrufbaren Daten kann hingegen kein großer Fortschritt festgestellt werden. Manche sehen hier vermutlich Belege für ein Scheitern des Staates, andere sind möglicherweise darüber erleichtert, dass staatliche Institutionen scheinbar nicht zu einer weitreichenden digitalen Überwachung fähig sind. Beide Positionen gehen am Kern der Sache vorbei. Es zeigt sich vielmehr, dass die Transformation zu einer Datenökonomie nicht so zwangsläufig und problemlos verläuft, wie es zuweilen in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Besonders den Behauptungen der privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen der Informationssphäre ist dabei nicht zu trauen. Oft genug operieren diese nur auf Basis statistischer Verfahren, um aus unvollständigen Datensammlungen Zahlen und Ergebnisse zu generieren, deren genauere Hinterfragung durch glänzende Website-Layouts bewusst erschwert wird. Die Berechnungsmethoden und die Datenbasis für diese Zahlen sind selten verfügbar. Insofern war die erste Version der offiziellen österreichischen Impfdatenwebsite, mittels eines feststehenden Algorithmus und täglicher einmaliger Dateneinspeisung scheinbar dynamisch einen beständigen und regelmäßigen Impffortschritt zu kalkulieren, eine durchaus gelungene Zusammenfassung dieser Gemengelage an öffentlicher und medialer Informationserwartungshaltung. Sie erfüllte ein durch ausreichend Marketingbudget getriebenes behördliches Mitteilungsbedürfnis dem ein letzlich banaler Mangel an konkreten Daten in Form von Rückmeldungen zu Grunde lag.

Tatsächlich liegen die größten Herausforderungen für die Datenerfassung am Ort und dem Umfeld jener Aktivitäten, die zu Daten umgewandelt werden sollen. So gibt es nur geringe Schwierigkeiten in geschlossenen digitalen Kreisläufen, wobei aber deren Nutzen und Aussagekraft – zumindest für Menschen – oft zweifelhaft sein mag. Die notwendige Übersetzung von menschlichen Aktivitäten – wie Infektionen oder Impfungen – in ein digitales Format benötigt hingegen eine beträchtliche Infrastruktur, eine sprachliche Vereinbarung und ein Ineinandergreifen unterschiedlichster Transformationsschritte. Zu klären ist hierbei jedes Mal aufs Neue, was genau digital erfasst werden soll und in welcher Form dies geschehen kann. Wie der daran anschließende Prozess der Datenerhebung mit Mehrdeutigkeit, Diversität und Fehlern umgeht, sagt nicht nur etwas über Sensibilisierung aus, sondern auch über Machtverhältnisse in Gesellschaften. Dokumentation, Transparenz und die Bereitstellung offener Daten geben dabei nicht nur Bescheid über die Infektionslage, sondern ermöglichen auch soziale und geisteswissenschaftliche Rückschlüsse über Mechanismen und Grenzen des digitalen Wandels.