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MALMOE

Es lebe die feministische Statistik!

Feministische Ökonomie #8

Quantitative Wissenschaft ist unerlässlich, um sozio-ökonomische Phänomene fassbar machen zu können. Statistiken geben auch der feministischen Ökonomie immer wieder Fakten an die Hand, die für Forderungen von Politiken für benachteiligte Gruppen unbezahlbar sind. Oxfam twittert 2014: „Women perform 66 % of the work, produce 50 % of the food, but earn only 10 % of the income and own 1 % of the property.“ 1https://twitter.com/oxfam/status/441932756373618688?lang=en Die magische Zahl 1 % des Besitzes, der von Frauen besessen werden soll, geistert seit Beginn der neuen feministischen Ökonomie und seit der Beforschung von Frauen im sogenannten Entwicklungskontext durch alle Schriften und Publikationen, als Quelle wird meist etwas vage „die UNO“ genannt. In The zombie statistic about women’s share of income and property recherchiert Glenn Kessler diese Zahl 2https://www.washingtonpost.com/gdpr-consent/?destination=%2fnews%2ffact-checker%2fwp%2f2015%2f03%2f03%2fthe-zombie-statistic-about-womens-share-of-income-and-property%2f%3f und kommt zum Schluss dass sie ziemlich frei erfunden ist, dennoch aber verwendet wird, um Geschlechter­ungerechtigkeit weltweit zu bebildern.

Wie weit wir völlig korrektes Zahlenmaterial brauchen, um die Beendigung der real tatsächlich vorhandenen Ungerechtigkeiten von Arbeit, Löhnen und Ressourcen zu fordern, ist von wissenschaftlicher Seite her eindeutig zu beantworten. Aber obwohl 1 % Vermögensbesitz von Frauen Fake News ist, kann eine korrekte Zahl hier leider nicht genannt werden, da sie nicht messbar ist.  – Trotzdem kann nicht bestritten werden, dass im Rahmen eines kapitalistisch organisierten Patriarchats (oder eines patriarchal organisierten Kapitalismus) Frauen maßgeblich weniger besitzen! Würden Frauen* 50 % von allem besitzen, wäre aber weder der Kapitalismus noch das Patriarchat überholt, bleibt zu bedenken.

Doch zurück zu den genauen Zahlen. Leichter als die weltweite gegenderte Vermögensverteilung zu bemessen, wäre es, die Arbeitsverteilung in den österreichischen Haushalten im EU-Vergleich zu analysieren. Wäre spannend zu sehen, ob Männer* heute tatsächlich mehr Aufgaben und Verantwortung übernehmen?! Aber, jetzt noch eine schlechte Nachricht von der Statistik Austria: Eurostat plant im Rahmen des Harmonised European Time Use Surveys eine neue Runde an Datenerhebungen zur Zeitverwendung. Solche Zeitverwendungsstudien stellen die einzige verlässliche Datenquelle über das Ausmaß und die Bedeutung von Arbeit über den Arbeitsmarkt hinaus dar – und liefern vergleichbare Daten u.  a. über Zeitverwendung für Freiwilligenarbeit, Arbeit in ehrenamtlichen Organisationen, Versorgungsarbeit, Haushalt, Familie und Nachbarschaftshilfe. Auch andere wichtige Daten wie die Gestaltung von Freizeit, Umfang von Wegzeiten oder Mediennutzung werden in diesen Studien erhoben. Die letzte Zeitverwendungsstudie für Österreich wurde im Zeitraum 2008/2009 durchgeführt. Die Daten zu diesem Bereich sind daher dringend aktualisierungsbedürftig. (Wissenschaftliche Standards empfehlen die Durchführung von Zeitverwendungsstudien alle zehn Jahre.)

Doch die Österreichische Bundesregierung hat sich scheinbar entschieden, bei diesem Europäischen Forschungsprojekt sicherheitshalber nicht mehr mitzumachen. So kann keine sinnvolle empirische oder auch feministische Forschung mehr in diesem Bereich getätigt werden, wenn die Datengrundlagen fehlen. Auf der letzten Tagung feministischer ÖkonomInnen in Wien wurde auf dieses Problem hingewiesen. Feministische ÖkonomInnen versuchen nun, doch noch zu erreichen, dass diese Daten gesammelt werden. Solidarität mit der Statistik, Real News für alle!