MALMOE

Advent 2018. Das Politische stört das Private

Feministische Ökonomie #7

Megapolizeiaufgebot beim G20-Gipfel in Argentinien. Russland-Ukraine-Krise. Hungersnot in Jemen. Weiter Krieg in Syrien. Mordverdacht beim saudischen Kronprinzen. Neuer Diktator in Brasilien. Handelskrieg zwischen China und den USA. Trump auf Twitter. Brexit. Ausschreitungen in Frankreich. CEU nach Wien? Mindestsicherung neu. BVT-Skandal. 60-Stunden-Woche. Versicherungsumbau. Rechtsradikale Security im Parlament. Jugendliche in Österreich hinter Stacheldraht gesperrt.
Besonders in der Vorweihnachtszeit stört das Politische das Private. Die hässlichen Bilder und die Gehässigkeiten der Menschen mit Öffentlichkeitszugang, sei es auf den politischen Weltbühnen oder auf persönlichen Facebook-Seiten, lassen dieses Jahr so gar keine Adventstimmung aufkommen. Statt stiller werden die Stimmen schriller, die Fernsehbilder greller und grausamer, die Kinder verhungern – und wir sollen Kekse backen? Shoppingtrips nach New York müssen wegen der Klimakrise auch unterlassen werden, stand neulich in der Kleinen Zeitung.

An der Universität diskutieren wir, ob alles besser wäre, wenn die Parlamentarier_innen nicht gewählt werden würden, sondern, wie es Marge Piercy in ihrer feministischen Utopie Frau am Abgrund der Zeit vorschlägt, das Los entscheiden würde, wer ins Parlament einzieht. Das heißt, es könnte jede und jeden Bewohner_in eines Landes treffen, plötzlich kommt eine ins Parlament und soll für eine Legislaturperiode mitentscheiden! Das Bildungssystem müsste also generell für diese Möglichkeit vorbereiten, es bräuchte mehr politische Bildung, mehr Allgemeinbildung, mehr Ökonomie und mehr Ethikunterricht … Würden die Menschen dann bewusster leben? Würde das Verantwortungsbewusstsein der Einzelnen steigen? Würde sich jede Einzelne für den Fall der Auslosung bei jedem Aufwachen in Erinnerung rufen, was der eigene Plan für die Lösung der Klimakrise, die Beendigung der Kriege, die Aufarbeitung der Schäden durch den Kolonialismus wäre? Gäbe es dann Kinderbetreuung im Parlament? Und würde gar das bei allen Überstimmten Unzufriedenheit generierende Mehrheitssystem durch Konsenslösungen ersetzt? Oder fänden sich doch wieder alle in den Fängen von reichen Meinungsmacher_innen, käme es noch viel mehr zu Korruption und Stimmenkauf der Parlamentarier_innen – wäre alles irgendwie wieder beim Alten?

Weil dies eine Adventskolumne ist, werden den ausgelosten Parlamentarier_innen noch Sprecher_innen der Natur an die Seite gestellt, wie es Starhawk in The 5th Sacred Thing vorschlägt. Einige Abgeordnete sprechen im Interesse von Flüssen, der Luft, der Erde, der nicht-menschlichen Lebewesen und so können diese Einfluss auf die Gestaltung der Regierungspläne nehmen: Keine neuen Kraftwerke mehr, kein weiterer Bergbau, keine neuen Startbahnen. Und die Weihnachtsbäume werden auch nicht mehr abgeschnitten, sondern bleiben im Garten stehen! Oder Weihnachten wird einfach abgeschafft!

Feministische Feiertage!