MALMOE

Fragen an das Café Cherie

Das Café Cherie, in dem so manche MALMOE-­Redakteurin dem einen oder anderen Rausch erlag, ihr Geld in der Jukebox versenkte, Politisierungen an der Bar lauschte oder selbst heftig diskutierte und auch mal kreative Klodekorationen mitgehen ließ, ist nicht mehr. Von 1958 bis 2017 in der Wiener Huglgasse 5 angesiedelt, war es ein unscheinbares Tschocherl, das vor allem durch seine langen Öffnungszeiten in manchen Lebenslagen sehr attraktiv wurde. Ein kurzes Gespräch mit dem grantelnden Café.

Guten Tag, seit 1. Juli 2017 sind Sie geschlossen, Ihre Fenster, durch die ohnehin aufgrund der Rauchschwaden kaum je etwas zu sehen war, sind mit Papier verklebt. Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?

Fragen … Fragen! Fragen können’s wen aundern, hearn’s. Dauernd wollns wos wissen und fragen … Ham Sie sich vielleicht schon einmal gefragt, warum Sie so interessiert san an mia?

Na ja, es hat Sie immerhin fast 60 Jahre hier am selben Ort gegeben, Sie müssen einiges gesehen und miterlebt haben. Es gibt sogar Gerüchte, dass hier einmal ein Mord stattgefunden hat und wenn man kurz vor Wahlen das Lokal betreten hat, dann war meistens an den Kommentaren und der Stimmung schon eine kleine Voraussage möglich.

Wahlen … Gengan’s, lossn’s mi in Rua mit da Politik, des interessiert mi net, i bin net politisch. Ich sage immer: Bei mir san alle willkommen, die wos wos trinken wolln, brav ihre Rechnung bezahlen und sich den örtlichen Gepflogenheiten – so nennen mia des – anpassen. I pass mi aa an, wenn I umme geh zum Tschelateria di Tschimmy und bstö dort net a Krügel und sauf mi aun. Nicht? Nicht?

Also ich wollte jetzt keine Diskussion über Anpassung oder über Ihre Nachbarlokale führen – und so viel ist klar: Natürlich bestellen Sie einen Eisbecher beim Jimmy, Sie werden ja nicht blöd sein und sich das beste Eis des Grätzls entgehen lassen – aber dass Sie Politik nicht interessiert, stimmt ja nicht. Zum Beispiel im Juli 2016, als in der Türkei der Putschversuch war und um Mitternacht in der ZIB 24 ein Bericht darüber kam. Da wurde die Jukebox abgedreht und der Fernseher aufgedreht und sogar der politikwissenschaftliche Expertenkommentar wurde laut übertragen – wenn dem dann auch nicht mehr ganz so aufmerksam zugehört wurde …

Natürlich, wenn wo wos Wichtiges passiert … Man darf sich der Weltpolitik nicht verschließen, sog i imma. Außerdem hamma da wieder was zum redn ghabt, des wor ja a große Aufregung. Oba, Sie, jetzt reicht’s ma schon langsam mit Ihre großschädlaten Bemerkungen. I glaub, wir lossn des jetzt lieba.

Schon gut. Wäre das hier eine Radiosendung, würde ich jetzt gerne mit einem „Merci, Chérie“ aus Ihrer Jukebox schließen.

Hean’S, Sie junga Hupfa, i hob scho Cherie gheißn, da ham Ihre Eltern no net amal gwusst wia des Kinderkriegn geht! Und der Udo Jürgens hot vielleicht scho tramt von seim Chérie, oba beim Songcontest war er no lang net.

Na gut, dann „Gute Nacht, Freunde“?

Geh, moch a Wolkn!