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MALMOE

Geld essen ­Freiheit auf

„Das Unbehagen mit dem ‚Ehrenamt‘ […] bezieht sich auf eine Einrichtung, die Männer in patriarchaler Zeit für ihresgleichen geschaffen haben: ein Amt, für das man nicht angemessen bezahlt wird, das einem aber viel Ehre einbringt“, schreibt Dorothee Markert.1Dorothee Markert (2010): Die Freude am Schenken bewahren: Das Ehrenamt als bedrohte Kostbarkeit, beziehungsweise – weiterdenken, Forum für Philosophie und Politik. Das galt und gilt für Frauen nicht, die, obwohl besonders von un- bzw. unterbezahlter (Re-)Produktivität betroffen, sich überproportional in zivilgesellschaftlichen Belangen engagieren.

„Das Geld ist Hirn und Herz unseres Tauschsystems. […] Seine verborgenen grundlegenden Prinzipien werden nicht in Frage gestellt. Sie bestehen im Zwang zur Gewinnmaximierung, zur Konkurrenz, zum Eigennutz, […] eine ‚Entgesellschaftung‘ sozusagen.“2Veronika Bennholdt-Thomsen (2018): Gabe und Tausch, Oya 48, http://www.bzw-weiterdenken.de/2010/11/die-freude-am-schenken-bewahren-das-ehrenamt-als-bedrohte-kostbarkeit/

In dieser Logik steht auch der neoliberale Arbeitsbegriff, der sämtliche Tätigkeiten zu Arbeit erklärt und damit der Quantitätsoptimierung unterstellt. Was an Tun darüber hinausgeht, wird, wiewohl unabdingbar für den sozialen Zusammenhalt, gesellschaftlich nicht anerkannt, gilt doch als ‚Karriere‘ nur was sich monetär auszahlt.

Es ist zu betonen, „dass ehrenamtliche Arbeit nicht dafür da sein sollte, Einsparungen zu kompensieren oder zu ermöglichen, sondern dass sie nur dort ihren Platz haben sollte, wo es um gesellschaftliche Innovation geht. Die Freiheit, die wir brauchen, um Neues auszuprobieren und neue Entwicklungen in Gang zu setzen, verträgt sich schlecht mit den Erwartungen und Ansprüchen, die Institutionen an uns haben, die uns bezahlen.“ (Markert)

Es gibt eine Lektüre (Georges Bataille, Die Aufhebung der Ökonomie), in der die Verausgabung von Zeit, Materialien und Energien ohne Verwendbarkeit im homogenen System arbeitsteiliger Produktion als heterogene Souveränität reflektiert wird. Hiermit ergibt sich die Möglichkeit das Sich-Verschwenden in unbezahlter politischer Arbeit als Überschreitung des monetären Tauschsystems zu würdigen. Diese Art der Selbstlosigkeit mag im Unterschied zur heute erforderten Selbststeigerung luxuriös wirken, aber es braucht keinen materiellen Reichtum um das scheinbar Überflüssige wollen zu können und zu tun.

Das in diesem Sinn unbezahlbare Tätigsein sollte nicht Ehrenamt oder freiwillige Arbeit genannt werden, sondern „geschenkte Arbeit“ (Markert), eine Gabe. Es geht um ein Handeln in Unabhängigkeit, um eine unbezahlbare Freiheit.