MALMOE

Regierungsspitzen

Doha


Das Spannendste an der Fußball-WM der Männer 2022 ist die Frage, wer wann und wo umfällt. Potzblitz, wir tragen eine Regenbogenbinde und zeigen – ach – wie tolerant wir sind, weil es nix kostet. – Oh, halt, es gibt eine Gelbe Karte dafür? Na, dann ist es doch zu teuer. Oh-wie-schade. Toleranz bitte zurück ins Gebüsch. Oder gab es noch weitere Sanktionsdrohungen der FIFA? Tja, die nationalen Fußballverbände haben wohl nicht gewusst, mit wem sie sich da eingelassen haben. Das Kalkül der katarischen Regierung zumindest ist simpel: Mit 200 Milliarden Dollar hat man sich auf die Weltkarte gebaut (man weiß eh nicht, wohin mit dem Geld) und will dann weiterhin genau die Repression durchsetzen, die mit Hilfe der ehemaligen Kolonialmächte seit Jahrzehnten durchgesetzt wurde, woran sich aber kaum jemand mehr erinnert. Das Vergessen ist der Schlüssel zum Erfolg. Sind nur genügend „unglaubliche“ Tore gefallen und „Emotionen“ über Elfmeter hochgekocht, dann verschwinden Diskussionen über ermordete Bauarbeiter, Frauen- und Menschenrechte und der ganze miese Hass auf LGBT+ im Nebel und einzig eine traumhafte Urlaubsdestination bleibt in Erinnerung – eine mit 52 Grad im Schatten. Hoffentlich geht es diesmal schief, die Diskussionen bleiben und das Ganze wird doch noch ein Eigentor der Scheichs.


Rom


In Italien sind wieder die Faschistinnen an der Macht. Der Faschismus übernimmt gerne nach Expertinnenregierung und Austeritätsdiktat. Für das Scheitern der Vorgängerregierung sollte sich deren Ministerpräsident Mario Draghi weitgehend selbst die Verantwortung geben (wird er nicht tun), denn er hat nie verstanden, was Politik ist. Draghi kann die eigene Ideologie nicht erkennen, weil er sie für naturgegeben hält. Die Aufgabe eines Regierenden liegt aber darin, die eigenen „Überzeugungen“ transparent zu machen und als eine politische Option zu artikulieren, à la: „Ich werde diese und jene Maßnahmen setzen, weil ich annehme, sie werden diese oder jene Folgen haben“. Bei Draghi hingegen war immer nur „basta“, das gehört jetzt so und die anderen haben einfach keine Ahnung. Sein zweiter schwerer Fehler: In einer parlamentarischen Demokratie muss der Kompromiss gesucht werden. Wenn eine Fraktion etwas will, dann kann Draghi dies als Regierungschef gerne (und vielleicht aus gutem Grund) falsch finden, er muss der Fraktion aber, wenn er ihre Unterstützung braucht, zumindest Zugeständnisse machen. So etwas hielt Mario Draghi einfach für unnötig. Diese beiden Blindheiten dürfen Dummheiten genannt werden und Draghi ist keine Träne nachzuweinen. Weil sich die italienische Linke (die gesellschaftliche Mehrheiten in Italien hätte) selbst zerlegt hat, ist das Land nun in den Händen von Faschisten, senilen Populisten (Berlusconi) und sonstigen Rechtsextremen. Danke Mario.