Warning: Undefined variable $output in /home/.sites/865/site8950218/web/mlmwp5/wp-content/themes/malmoe/functions.php on line 19
MALMOE

Nachrichten aus dem beschädigten Alltag (#17)

Dillermand

Witze, Texte und überhaupt Einfälle über Penisgrößen sind immer ein untrügliches Zeichen für einen schlecht justierten Geschmack. Das dänische Staatsfernsehen hat sich von dieser Erkenntnis nicht beirren lassen und präsentierte nun die Kinderserie „John Dillermand“, was so viel bedeutet wie „John Pimmelmann“. Protagonist der Serie ist ein freundlicher Kerl mit einem ganz ungewöhnlich großen Penis. Lebhaft kann man sich die Redaktionssitzung beim Sender DR vorstellen, als der erste Vorschlag kam, eine Zeichentrickserie über einen Mann mit einem Riesending zu machen. Standing Ovations und reine Zustimmung werden den Raum erfüllt haben. Trotzig wagte man es dennoch und heraus kam eine ungeheuer seltsame Show über einen Typen der versucht einen Presslufthammer mit seiner Hosenschlange zu bedienen. Perfekt, besser geht‘s nicht. Feministische Bedenken und die Frage, ob jemals jemand auf die Idee käme, eine (Kinder-)Serie über eine Frau zu machen, die ihre Vagina nicht kontrollieren kann, wurden locker hinweggewischt. Der Phallozentrismus lebt – und zwar riesig möchte mann meinen.

Bumm-Bumm und Balla-Balla

In einem weit entfernten und frei erfundenen Land, dessen offizieller Name „Bustria“ lautet, das aber von seinen Einwohner*innen liebevoll Bösterreich genannt wird, lebte einst ein Mann mit dem Namen Baston Block. Er hatte bereits ein langes und entbehrungsreiches Leben geführt, als er seine Bathrin kennenlernte. Die beiden verliebten sich unsterblich ineinander, was den damaligen Innenminister des Landes Bösterreich Borbert Bofer zu Tränen rührte. Er beschloss die Liebe der beiden mit einem bedeutenden Aufsichtsamt für Bathrin Block in der Baustro Bontrol zu würdigen. Da Bathrin sich seit Kindertagen in ihrer Freizeit mit Fragen der Flugsicherung beschäftigt hatte, war sie topgeeignet für den Bosten – ähhh, Posten. Baston Block war glücklich, hatte er doch viele Feinde und Neider, insbesondere in der bösterreichischen Presse, die er jedes Mal mit Billionenklagen (oder waren es Millionen?) überzog, sobald er seinen Namen irgendwo lesen musste, weshalb niemand mehr über ihn schrieb. Dabei gab es viel zu erzählen von all den Waffen, die er erfunden hatte und die tausenden Menschen das Leben kosteten. Nun kam es zu einem lächerlichen Skandal – irgendwas mit Bibiza – und das Parlament in Bösterreich wollte Aufklärung. Weil Baston Block (genauso wie Bené Benko oder Beidi Borten) gerne Geld an Politiker verteilte, wollten die Parlamentarier*innen wissen, an wen genau. Seine Bathrin wurde einberufen und kam nicht, wollte sie doch ihren Baston vor dem bösen Virus schützen. Löblich! Am Ende zwang man sie vor die Kamera, wo sie derart schnippisch redete, dass man ihr den Flugsicherungs-Posten entzog, den sie ohnehin nicht ausüben mochte, hatte sie doch im Bundesland Bärnten viel zu viel mit der Pferdezucht zu tun. Die Liebe von Baston und Bathrin wurde nach all den ungerechtfertigten Anfeindungen nur noch intensiver und gemeinsam mit all denen, die dank der Block-Produkte vor ihrer Zeit gehen mussten, ist dem glücklichen Paar nach bösterreichischer Sitte zu wünschen, dass sie noch ordentlich weiterballern können, bis zum Ende ihrer Tage.

Bissfest

„Diejenigen, die für die Gesundheit und Sicherheit von Bildungsfachleuten verantwortlich sind, haben die gesetzliche Pflicht, durch die Prozesse der Risikobewertung die Gefahren am Arbeitsplatz zu untersuchen, die gefährdeten Personen zu identifizieren und Maßnahmen zur Kontrolle dieser Risiken zu ergreifen“, meint BitePRO-CEO Robert Kaiser. Kaiser ist ein Mann, der zupackt, um nicht zu sagen zubeißt, sobald er ein Problem entdeckt hat, für das eine technologische Lösung gefunden werden muss. Sein Plan: Bissfeste Kleidung für Lehrer*innen! Wahrlich das Produkt der Stunde. Immer mehr Pädagog*innen beklagen, dass sie von Kindern gebissen werden. Das ist jetzt alles wurscht, dank der Produkte der Firma BitePRO, denn nun können sich die kleinen Teufel die Zähne ausbeißen. Über weitere Folgen, Nebenwirkungen und Gründe, warum Kinder immer aggressiver und verzweifelter werden und deshalb zunehmend zur Gewalt neigen, sollen sich andere Gedanken machen. Wer in BitePRO-Produkte gehüllt ist, hat ein dickes Fell und ist für die Gefahren des pädagogischen Alltags gut gewappnet.

Kluge Imagepflege

Eine weitgehend vergessene Episode aus der Zeit des Kalten Krieges belegt die Macht einer guten Imagepolitur. Der Osterhase hatte anfangs geglaubt, er hätte einen guten Deal gemacht. Ihm war bereits Ende der 1950er klar gewesen, dass er dauerhaft mit seinen handbemalten Eiern keine Chance gegen die industriell produzierten Ostereier haben würde. Auch ging ihm die Färberei allmählich auf den Geist. Das ihm unterbreitete Angebot war üppig und der alte Hase hatte somit ausgesorgt. Was er nicht vorhersah, war die Wirkung der zermürbenden Aufgabenlosigkeit, die ihn innerlich zu zerfressen begann. Das ganze Gerede vom Frühlingsfest, der Wiedergeburt von Natur und Seele, die Freude des Neuanfangs, hatte ihm schon mächtig aus den langen Ohren gehangen. Jetzt aber vermisste er den eigenen Pep-Talk. Vertraglich hatte er leider alle Rechte an seiner eigenen Story verkauft, die nun zur Bewerbung von Kosmetikprodukten und Schokolade verwendet wurde. Der Hase musste an Ostern zusehen, wie Industrieeier Kindern ins Nest gelegt wurden und Markenloyalität impften. Es war schrecklich. Konnte es wer dem Hasen übel nehmen, dass er angefangen hatte, Crack zu rauchen? Eines Tages klingelte das Telefon. Der Hase fummelte den großen Hörer vom Apparat und klemmte ihn zwischen Ohr und Pfote, blieb dabei aber ansonsten reglos auf dem Küchenboden im eigenen Erbrochenen liegen. „Jaaaa, Osterhase hier?“ Am anderen Ende der Leitung war ein großes Tier vom US-Militär. „Die Kinder lieben Sie noch immer, Hase. Wir haben einen Auftrag für Sie. Die US-Army hat ein mieses Image. Die ganzen Toten, wenn Sie wissen, was ich meine.“ – „Ich weiß genau, was Sie meinen!“ Der Hase erhob sich, bekam eine Wodka-Flasche auf dem Küchentisch zu greifen und gönnte sich einen kräftigen Schluck. „Machen Sie Ihre Magie“, meinte der General, „erzählen Sie den Leuten, wie gut die Army eigentlich ist, so wie Sie früher Ostern beworben haben. Wenn Sie wollen, produzieren wir auch Granaten in Eierform und malen sie bunt an. Sie haben völlig freie Hand bei der Wahl Ihrer Mittel.“ Die blutunterlaufenen Augen des Osterhasen glühten und er war plötzlich hellwach. Endlich hatte er wieder eine Aufgabe! Die nächsten Jahre gehörten zu den erfolgreichsten in der Geschichte des Marketings. Der alte Hase wuchs über sich hinaus. Sein Meisterstück war die Produktion des Filmes „Top Gun“ mit Tom Cruise, danach hatten alle das Militär wieder ganz doll lieb.