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Das Antifaschistische Ballett und die Suche nach neuen Protestformen

Die politische Großwetterlage ist 2018 weitgehend düster. Mit Trump, Erdoğan und Putin, aber auch den Entwicklungen in Polen und Ungarn konnte sich ein autoritärer Führungsstil etablieren. Der Liberalismus mit seinen Werten von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten ist in die Defensive geraten – und der Rechtspopulismus als allgemeines Politikmodell hat sein Erbe angetreten. Konfrontiert mit dieser politischen Situation und ihren Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen stellt sich für mich die Frage: Wie können wi r es schaffen, unter diesen Bedingungen nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren?

Welche Vielfalt Protestformen annehmen können, zeigt das Antifaschistische Ballett, das Ende 2015 von den Tänzerinnen Elizabeth Ward und Magdalena Chowaniec gegründet wurde. „Ich las die Zeitung und plötzlich wirkte alles so schrecklich. Dann kam mir die Idee, das zu nehmen, was ich sowieso mache, und darüber etwas auszudrücken“, sagt Elizabeth über die Anfänge des Projekts. Der Vorschlag: In Zeiten des wiedererstarkenden Nationalismus müsse alles politisiert werden – und auch klar benannt. Würde sie ein Restaurant betreiben, meint Elizabeth, würde sie es auch mit dem Zusatz „antifaschistisch“ versehen.

In ihren Nachforschungen zu Protestkulturen stieß sie auf das Phänomen der Tanzwut im Mittelalter. Aus Straßburg ist ein Vorfall dokumentiert, bei dem 1518 ungefähr 400 Menschen für Monate ununterbrochen auf der Straße tanzten, häufig bis zum Kollaps und Herzversagen. Heutige Theorien sind sich uneinig, ob die „Tanzplage“ Folge der Einnahme giftiger Pilze war, oder aber als eine kollektive Psychose in Zeiten großer Not erklärt werden kann. Elizabeth interessierte daran angelehnt die Idee, „temporär autonome Zonen zu schaffen, in denen eine andere Realität möglich ist“. Tanzend zu protestieren heißt nicht, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, sondern die Möglichkeit zu schaffen, der Realität anders zu begegnen. Aus dem Antifaschistischen Ballett ging auch die Gruppe Auftanzen statt Aufgeben hervor. Sie will öffentliche Proteste ein wenig anders besetzen und das Gefühl der Ohnmacht durchbrechen. Denn was ökonomischen und politischen Krisensituationen oft vorausgehe, so Elizabeth, sei eine psychologische Realität der kollektiven Panik und Hoffnungslosigkeit. Dagegen gilt es etwas zu unternehmen.

Auftanzen statt Aufgeben hilft mir, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen, wenn ich auf Demos gehe und mich dort verloren fühle ob der politischen Gegenmacht, die sich zu einer erdrückenden Wirklichkeit verdichtet hat. Es hilft mir, Demos nicht als lästige und sinnlose Pflicht wahrzunehmen. Ich möchte etwas tun, das für sich selbst genommen positive Auswirkungen hat auf jene, die sich beteiligen. Denn wir sollten Protest auch mit dem verbinden, was uns Freude bereitet. Was dabei für wen passt, kann sehr unterschiedlich sein. Nur den Kopf in den Sand stecken gilt nicht.

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aus dem Diskursiv: Widerstand Tag XYZ

online seit 16.11.2018 10:08:49 (Printausgabe 82)
autorIn und feedback : Charlie L.




Widerstand Tag XYZ

Ein Diskursiv zu den Protesten gegen Schwarzblau (März 2018, MALMOE #82)
[17.11.2018,Redaktion]


"Ich befreie mich aus dem braunen Sumpf" (1)

aus dem Diskursiv:
Widerstand Tag XYZ [16.11.2018,Heide Hammer]


Gegen den Normalzustand

aus dem Diskursiv:
Widerstand Tag XYZ [16.11.2018,Brigitte Theißl]


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