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Verwirrt in Linz Ohne jede Not wird von der Linzer Politik die Existenz des Linzfestes infrage gestellt. Gegen die Pläne der Stadt formiert sich Widerstand. Als der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) im März bei einer Pressekonferenz bekannt gab, dass das diesjährige Linzfest seiner Meinung nach das letzte seiner Art sein soll, war die Überraschung beim informierten Publikum groß. Denn das Linzfest hat sich seit einer Neuausrichtung im Jahr 2009 zu einem innovativ programmierten Popfestival entwickelt, das sich gerne ganz unaufgeregt an Konzepte mit allgemein gesellschaftlicher Thematik hält. Eine Vereinnahmung seitens der Politik war bisher kaum zu spüren. Durch die Aussagen des Bürgermeisters steht die Veranstaltung plötzlich unerwartet zur Disposition. Daher begann sich rund um die heurige Ausgabe (vom 14. bis 16. Mai) Widerstand zu formieren. Es bildete sich die private Initiative Linzfest bleibt. Diese richtete eine Facebook-Gruppe ein, die einigen Zulauf fand, und sammelt digitale Unterschriften für den Fortbestand des Events. Dank der Unterstützung prominenter Acts wie Russkaja, Nazar oder den direkt aus Linz stammenden Elektro Guzzi ist mittlerweile auch der Boulevard auf das Thema aufmerksam geworden. Kehrtwende des Bürgermeisters Mit so viel Widerspruch hatte Bürgermeister Luger offensichtlich nicht gerechnet. Inzwischen ist er heftig am Zurückrudern und spricht sich für einen Fortbestand des Festivals aus. Doch da die Diskussion nun mal losgetreten wurde, ist sie jetzt nicht mehr so einfach zu beenden. Kulturreferent und Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) hat gleich mehrere Alternativvorschläge eingebracht. Der Trendbegriff „Kunst im öffentlichen Raum“ macht die Runde. Baier kann sich ebenso vorstellen, das Linzfest nur mehr alle zwei Jahre abzuhalten. Die in Linz frisch erstarkte FPÖ wittert Morgenluft und will das progressive Festival gleich durch „Stadtteilfeste“ ersetzen. Was ist damit gemeint? Ein Frühschoppen mit Bierzeltgaudi? Selbst die Grünen, die das Gratisfestival prinzipiell erhalten wollen, bringen sich in Stellung mit der Forderung, das Linzfest solle künftig als „Plattform für die freie Linzer Kunstszene“ dienen. Dabei hat sich diese Veranstaltung schon längst zu einem wichtigen Knotenpunkt in der heimischen Musikszene entwickelt. Zudem definierte es sich im Gegensatz zum Wiener Popfest nicht nur als „nationale Leistungsschau“, sondern brachte immer wieder große internationale Acts in die Stahlstadt. Darunter etwa Hidden Cameras, Mogwai, Bonaparte, Stereo MCs, um nur ein paar Namen zu nennen. Dazu kommen Acts der gerade international für Schlagzeilen sorgenden österreichischen Musikszene wie Der Nino aus Wien, Clara Luzia, Texta, Ja Panik uvm. Namen selbst spielen dabei offensichtlich eher eine Nebenrolle, denn diese ordnen sich einem Gesamtkonzept mit gesellschaftlicher Relevanz unter. Die heurige Ausgabe des Spektakels am und rund um den Donaupark wurde unter dem Titel „Wir sind Österreich“ zusammengestellt und es standen fast ausschließlich heimische Musiker_innen mit Migrationshintergrund auf der Bühne. Absurde Vorwürfe Betrachtet man sich die ursprünglich geäußerten Vorwürfe von Bürgermeister Luger genauer, wird die Sache immer absurder. So meinte er im Interview mit FM4 am 18. März: „Linz ist eine Stadt der Zuwanderung, eine Stadt in der 100 Sprachen gesprochen werden. Und auf all das möchte ich auch, dass beim kulturellen Angebot stärker Rücksicht genommen wird.“ Tatsächlich wurde genau dieses Konzept 2016 beim Linzfest umgesetzt. Eine weiterer von ihm geäußerter Vorwurf: zu wenig Linzbezug. Jedoch wurde schon 2011 unter dem Motto „I Love Linz“ ein Schwerpunkt nur mit Linzer Künstler_innen durchgeführt, die im Übrigen regelmäßig einen wichtigen Teil des Programms ausmachen. Auch die Vorhaltungen bezüglich Publikumsschwunds entbehren jeder Grundlage. Heuer kamen zwar etwas weniger Leute als voriges Jahr (2015: 43.000; 2016: 35.000 Besucher_innen), aber das ist alleine dem schlechten Wetter geschuldet. Bei halbwegs ansprechenden Witterungsbedingungen finden sich konstant ca. 40.000 Menschen vor den Bühnen ein. Auch für die Aussage, das Linzfest sei generell nicht mehr zeitgemäß, finden sich leicht Gegenargumente. Denn das Linzer-Kulturhauptstadtjahr 2009 bescherte dem seit 1990 abgehaltenen Gratisfestival eine neue Organisationsstruktur. Es wurde mit alten Zöpfen aufgeräumt und ein neues Team brachte frischen Wind. Tatsächlich war die Programmierung bis dahin eher planlos und nicht mehr ganz zeitgemäß. Bis 2009 gab es nicht mal eine eigene Webpage! Dem aktuellen Team vorzuwerfen, es sei nicht innovativ genug, ist vor diesem Hintergrund ziemlich jenseitig. Zumal Gerüchte kursieren, dass angeblich die LIVA (Linzer Veranstaltungs-GesmbH, die Posthof und Brucknerhaus betreibt) mit der Abwicklung des Linzfestes betraut werden könnte. Die LIVA wurde jedoch im April vom Linzer Kontrollamt wegen Unwirtschaftlichkeit heftig kritisiert. Eine Vergabe in diese Richtung wäre also ein schlechter Scherz. #linzfestbleibt Eigentlich hat das Linzfest ganz andere Probleme. Gegenüber anderen großen Kulturevents hat man mit 200.000 Euro ein relativ geringes Budget. Das Geld für eine großflächige Bewerbung, die über das Stadtgebiet hinausreicht, ist somit sehr beschränkt. Vielleicht mit ein Grund, warum der Status der dem Event bundesweit zustehen würde, bisher nicht erreicht wurde. Außerdem hat die Linzer Stadtregierung bisher keinen Grundsatzbeschluss zur Abhaltung des Linzfestes gefällt. So steht dessen Finanzierung Jahr für Jahr bei den Budgetverhandlungen neu zur Debatte. Nach Auskunft des Linzer Kulturmagistrats hat die SPÖ nun einen Antrag eingebracht, der die Weiterentwicklung des Formats beinhaltet. Dieser Antrag wird im Juni im Kulturausschuss diskutiert und eine Entscheidung wird frühestens im Sommer oder im Herbst erwartet. Die Diskussion ist im Moment völlig offen und aufgrund der politischen Großwetterlage wird österreichweit auf Linz geschaut werden, ob die SPÖ mit der FPÖ gemeinsam bestimmte Beschlüsse fassen wird (die beiden Parteien haben aktuell zusammen eine Mehrheit im Linzer Gemeinderat) oder sich andere Allianzen bilden. Der Einsatz für den Fortbestand des Linzfestes lohnt sich auf jeden Fall. Es bestehen gute Chancen, gehört zu werden. linzfestbleibt.at Linzfest UPDATE: Mittlerweile ist die Entscheidung leider zuungsten des Linzfestes gefallen. Siehe: Artikel in den OÖN online seit 16.06.2016 07:57:06 (Printausgabe 75) autorIn und feedback : Christian König |
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Mixtape by gesterngirl gesterngirl alias Rania Moslam ist Veranstalterin (BRUTTO, Viennese Soulfood, SoloTogether), Fotografin und DJ in Wien. [03.10.2018,gesterngirl] Was bringt ein Nachtbürgermeister? Ein persönlich gehaltener Beitrag zur laufenden Debatte [29.09.2018,Christian König] Mixtape by Electric Indigo Electric Indigo pendelt als DJ, Komponistin und Musikerin zwischen Wien und Berlin. [21.05.2018,Electric Indigo] die nächsten 3 Einträge ... |
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