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  Poesiealbum Schwarz-Blau

Von Hunden und Träumen.

Neue Einträge ins österreichische Stammbuch im eiskalten Februar 2018.

Aus Schaden klug werden

Regierungsangelobung und Grasserprozessbeginn fanden letztes Jahr kurz vor Weihnachten fast gleichzeitig statt. Welche Lehre ist hieraus zu ziehen? Die alte schwarz-blaue Regierung ist noch nicht vollständig im Gefängnis und da wählen die ÖsterreicherInnen schon eine neue. Sind die Leute unbelehrbar? Nein, hier zeigt sich, was Hassliebe ist. Sebastian Kurz in einigen Jahren tief fallen zu sehen, ist der geheime Wunsch, der bei der Überhöhung des „jungen Kaisers“ schon mitgedacht wird. Ein verzwickter, unvollständiger Anarchismus liegt hier verborgen. Man will die Obrigkeit scheitern sehen, im festen Glauben daran, dass es einer solchen bedarf. Dieser Melange ist schwer geistig oder emotional beizukommen. Denn auch das Wissen darum, dass sich die Gesellschaft mit der Wahl von Blendern selbst Schaden zufügt, ist durchaus vorhanden. Nur haben die Meisten gelernt, ihre Erinnerungsspanne an den Nachrichtenzyklus anzupassen. Jetzt wird sich endlich etwas ändern, der neue Strahlegrasser oder Kurzkaiser ist da. Hurra. Wenig später machte es Padauz und alle sehen, was sie bereits wussten: Es war ja doch nur ein selbstsüchtiger Dodel. Den nächsten bitte!

Kita

Buprä Alexander van der Bellen hat einen Hund, den er medienwirksam mit in die Hofburg nimmt, wo er zum Gaudium der intellektuell verelendeten Presse vor die Tür gemacht hat. Endlich mal eine duftig-farbenfrohe Story im sonst so tristen Reportagen-Alltag. Das Tier hatte früher etwas, man nennt es wohl Instinkt, und bellte jedes Mal wenn es FaschistInnen roch und versuchte diese sogar – wenn möglich – zu beißen. Brav. Mit der Zeit aber wurde es dem armen Tier im Umfeld der Hofburg zu viel des Wachhunddaseins. Es beschloss ermattet, fortan ein ruhigeres Leben als falscher Hund zu führen. Heute schleckt er bereitwillig, selbst von Alt- und Neunazis, die Hände oder sonstige Körperteile, die man ihm hinhält. Zugegeben, jüngst grummelte er bei der „siebten Million“ und hob seinen Kopf aus dem Körbchen.

Neuer Stil der Harmonie

Ob in Niederösterreich die Landeshauptfrau Mikl-Leitner oder in Wien der neue Bundeskanzler Sebastian Kurz, beide scheinen ein wenig beschwipst vom neuen Harmoniegebot. Alles solle fortan miteinander, ohne Streit und ohne Konflikt, gelöst werden. Das Publikum goutiert es und fragt nicht nach der realen Umsetzung. Dadurch wird die „Harmonie“ zu einem tückischen Gift. Jeder mag Verständigung, Ausgleich und Zusammenarbeit, nur setzt diese etwas Entscheidendes voraus: Fähigkeit oder Wille zur Distanzierung von der eigenen Position oder sogar die Bereitschaft diese aufzugeben. Die ÖVP bleibt hier bislang auch nur ein einziges Beispiel schuldig. Wer beispielsweise die Reden und Diskussionen von Sebastian Kurz aufmerksam verfolgt, erkennt, dass dieser seinen GesprächspartnerInnen niemals substanziell beipflichtet oder gar Recht gibt. Floskeln zählen hier nicht. Somit ist der Ruf nach Harmonie ein rhetorischer Trick. Denn sobald einmal eine andere politische Kraft mit ihrer Initiative den ÖVP-Interessen widerspricht, wird sie als Störenfried gegen die Harmonie im Lande gebrandmarkt. Das ist Totalitarismus auf sanft.

Bitte nicht träumen!

Sebastian Kurz weiß, was die Regierung tut: Sie träumt nicht, sie hetzt nicht – sie arbeitet. Moment: Auch all die Träumer arbeiten doch, und das meist zu viel und für zu wenig Geld. Probieren wir es noch einmal. Kurz weiß, was er tut: Er ist erfolgreich. Um erfolgreich zu sein, darf man nicht träumen. Und was erfolgsschädigende Hetze ist, regelt das Strafgesetzbuch. Damit ist die Sache klar, für den Herrn Kurz. Nicht ganz so klar: Erfolgreich ist immerhin nur ein Adjektiv und beschreibt einen Zustand. Ein Zustand aber muss durch etwas erreicht werden. Wir brauchen also doch ein Verb, das uns diesen Zustand – den Erfolg, mhmmm – beschafft. „Kurz sucht Anschluss“, so titelte der Spiegel kurzzeitig bei seinem Besuch in Berlin. Ein Fehler. Kurz sucht natürlich Erfolg, aber wie und womit er das tut, das braucht er uns nicht zu sagen. Mit Erfolg durch Kürzen, Spalten und Verharmlosen käme er nicht so weit. Er bevorzugt den reinen Erfolg. Ohne jeden Ballast.

online seit 07.03.2018 18:01:15 (Printausgabe 82)
autorIn und feedback : Redaktion




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