![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|||||
![]() |
||||||||
![]() |
Die PV Funktion Folge 3 des MALMOE-Mikrokrimis The Real Crime Inc Presents Die geheimnisvollen Fälle von Inspektor Zwezler und seinem Partner Moik Inspektor Zwezler fuhr erschrocken hoch. Sein Partner Moik kam eben ins Büro gestolpert, balancierte mit beiden Händen einen Aktenstapel, presste sein Kinn dagegen, um keinen Zettel zu verlieren und torkelte im Landeanflug zum Ablagetisch für Diverses. „Na bumm. Herr Kapitän, gerade noch geschafft, alle Akten schadlos übergeben. Aber ich bitte, das ist Schwerstarbeit. Im Fach steckten sie fest, wie eingeklemmt, ich zerrte jedes Mal wie ein Löwe und dann die glatten Stufen im Stiegenhaus – übrigens, ich habe vorhin den Chef getroffen und er hat uns gratuliert. Falls wir aufstocken wollen, hat er gesagt, das wäre das geringste Problem. Nur eins, er braucht Resultate.“ „Sehr gut, Moik. Ich sage ihnen, je mehr Personenverfolger, desto mehr Informationen, je mehr Antworten, desto weniger Fragen. Solange es in diesem Land keinen paritätischen Zustand gibt, wird stets eine Frage ungeklärt bleiben. Es gibt kein zufriedenstellendes Resultat, solange ein Mensch unverfolgt bleibt. Sie wissen ja, wie das ist.“ „Fünfzig, fünfzig. Ja, das wäre gerecht und fair. Und wenn die Verfolgten, ihrerseits die Personenverfolger verfolgen würden, hätten wir ein Resultat von 100%. Nur was machen wir dann mit den ganzen Akten? Stellen sie sich diesen Papierkram vor. Ohne Elektronik läuft da gar nichts. Die Protokolle müssten digitalisiert und automatisch an die Personenregister angehängt werden. Alles überblickbar und geordnet.“ Zwezler fiel ins sinnige Sinnieren. – Rechts oben das Foto, links Name und Adresse, ganz wie beim Lebenslauf und unten die Protokolle des PVs, die Register und Auszüge und zusätzlich ein kleines Programm, das Ordner für Ordner bis ins Unendliche genau durchforstet und mit einem Klick, werden Auszüge, die aussehen wie Steckbriefe, automatisch an alle Bahnhöfe und Infoscreens verschickt! Und auf der Stirn der Menschen wären kleine touchscreens angebracht, unauffällig auf der Seite, und wenn jemand einen Gesuchten wiedererkennt, könnte man wie beim Memoryspiel auf den Menschen tatschen, dann auf einen Steckbrief und schwupp... – abrupt unterbrach er diese wunschtraumähnliche Überlegung, räusperte sich und forderte Moik auf, den Bericht von PV1 vorzulesen. „Ich war“, Moik blickte zu Zwezler, um sich seiner Aufmerksamkeit zu versichern und setze in sachlichem Tonfall fort, „ich war mit ihnen auf einer Demonstration, die nicht größer war wie Samstag Vormittag am Graben. Dennoch habe ich gesehen, wie nur zu einem Thema gerufen wurde und das war von den Rechten. Bis auf wenige waren alle vor Ort und haben hinten in den ersten Reihen recht aggressiv gewirkt.“ Zwezler winkte kurz ab. Moik hielt inne. Es schien sich zu bestätigen. Der erste Eindruck war zwar nicht immer der Überzeugendste, aber er bildet nun mal die Grundlage für weitere. „Festzuhalten wäre“, ergänzte Zwezler, „sie waren dort und das, obwohl sie auch wo anders hätten sein können“. „Lesen sie bitte PV11 vor. Ich will mir ein Bild vom Detail machen. PV11, das ist doch der Gemüsehänd- ler, oder nicht?“ „Ja, am Naschmarkt.“ „Naschmarkt, ich weiß. Hat der nicht behauptet, er hält es für eine Strafe, stets vor Ort zu sein?“ „Ja, er ist immer da. Diesmal schrieb er: „Sie hat einer Freundin zunächst die Geldtasche gegeben und dann die Tasche geöffnet. Die Freundin hat dann den Lauch hinein gesteckt und dazu noch einen Bund Karotten. Dann haben sie sich kurz weggedreht und sind zu mir an den Stand gekommen. Sie haben zunächst nur geschaut und geredet. Die eine hat dann von einem Kochbuch geredet. Die andere hat darauf hin gefragt: anarchist cookbook?“ „Aha, sie sind Rohköstler“, warf Zwezler ein und notierte etwas in seinen Block. Moik nickte, ohne wirklich Notiz davon zu nehmen und setzte fort. „Sie haben dann ein Kilo Äpfel gekauft.“ „Das ist interessant. So fügen sich die Details zusammen. Jetzt ergibt es schon etwas mehr Sinn. Sie haben also Gemüse und Obst gekauft.“ Moik begann langsam zu verstehen und schlug vor, gleich zu PV82 überzugehen, denn die hatte sich seit Jahren auf die Metzgereien am Victor Adler Markt spezialisiert und das war nun auch kein unwichtiges Detail. Er las gleich vor: „Ähnliche Personen hatten sich im Bereich Metzgereien selten feststellen lassen. Bei der Bäckerei konnte ich sie sehr wohl schon einige Male beobachten, obwohl der Vergleich nicht zu meinen primären Aufgaben zählt, muss ich erwähnen, dass sie in den letzten Wochen und Monaten bestimmt unterdurchschnittlich im Bereich Metzgereien gesehen wurden.“ „Sehr gut Moik, sehr gut.“ Zwezler nahm sich zufrieden eine Zigarette aus der Packung. Dabei fiel ihm ein, dass PV72 einmal erwähnte, dass verdächtige Personen häufig die U-Bahn benutzen. Sie verwendete damals den Ausdruck „äußerst fußmobil“. Als hätten ihn diese Worte irgendwie inspiriert, stand er auf und wie so oft bei heiklen Fällen, begann er rauchend das Büro auf und ab zu schreiten. Dabei diktierte er stakkatoartig die Nummern weiterer Personenverfolger. „124.“ „Ich kam zur Veranstaltung und fand nur mehr in der letzten Reihe Platz. Neben mir knabberte einer auffällig laut Kekse. Nach einer Viertelstunde musste er bemerkt haben, dass ich ihn beobachtete. Er bot mir eines an. Am Podium hatte die erste Vortragende mit ihrem Referat abgeschlossen. Sie hatte nichts Auffälliges gesagt.“ „125.“ „Von der ersten Reihe konnte ich laut und deutlich vernehmen, dass Terror, Kriminell und auch Photo ... oder Paragraphen, überdurchschnittlich oft genannt wurden. Von hinten war jedoch ein ungewöhnlich lautes Knabbern, zu hören. Ein aufmerksames Folgen war kaum möglich.“ „380.“ „Ich war den ganzen Abend über im Kino. Habe nichts Auffälliges gesehen.“ Zwezler blieb stehen. Moik blickte ihn verdutzt an. In dem Moment wussten beide, ohne eine Suchfunktion war dem nicht beizukommen. Sie brauchten einen Computer, der genau und kreativ aus all den richtigen Bausteinen, das notwendige Bild zusammenbauen konnte. Sie brauchten etwas, das die Berichte und Akten, in eine Quelle der Inspiration verwandeln konnte, ohne die Gesetze der Kriminalontologie zu verletzen. Sie brauchten eine Maschine für knallharte Resultate. Da blieb Zwezler stehen und zauberte einen Apfel aus seiner Hosentasche. Moik kicherte, denn er wusste sofort. Das war die Lösung: Sie brauchten einen Apfel. online seit 28.08.2012 08:49:37 (Printausgabe 58) autorIn und feedback : Andi Pavlic Links zum Artikel:
|
![]() |
Passagencollagen #2 Aus der Fassung gebracht [05.10.2018,Tortuga-Kollektiv] DIY-Punk gegen die Spaltung Die Debüt-LP von Lime Crush bringt musikalisch und personell einiges zusammen [03.10.2018,Bianca Kämpf] Eine Stimme für die Stimmlosen Sollte es in einer postpolitischen Phase so etwas wie politische Musik geben, dann war Grime seiner Sache um einige Jahre voraus [03.10.2018,Christoph Benkeser] die nächsten 3 Einträge ... |
![]() |
![]() |
![]() |