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Ein gutes Buch darf auch Verschiedenes sein Ein Cultural Entrepreneurs-Interview mit Nicole Alecu de Flers und Katja Langmaier vom ZAGLOSSUS-Verlag Nach einmal Aussetzen sind die Cultural Entrepreneurs in dieser Ausgabe wieder zurück: MALMOE sprach mit Nicole Alecu de Flers und Katja Langmaier, den beiden Gründer_innen des queer-feministischen Verlages ZAGLOSSUS über auszufüllende Nischen, Genre-Grenzen, wenig nachhaltige Selbstausbeutung und künftige Projekte. Alle entstandenen Unschärfen sind dem Hochprozentigen im Frauencafé Wien geschuldet. ZAGLOSSUS ist neben einem Wiener Verlag übrigens auch ein eierlegendes Säugetier, eine kategorische Grenzgänger_in sozusagen. MALMOE: Welche Nische war es, die Euch dazu brachte, einen Verlag zu gründen? Was hat gefehlt in der Verlagslandschaft? Nicole: Wir hatten definitiv das Gefühl, dass es eine Nische gibt. Grundsätzlich geht es uns darum, einen Ort zu schaffen für Texte mit queeren Zugängen. Wir haben dabei ein durchaus breites Verständnis von queer: als kritische Auseinandersetzung mit Normativitäten, mit hierarchischen Formen von Repräsentationen, auch von Repräsentationen medialer Öffentlichkeit. Es gibt lesbische und schwule Verlage, beides gemeinsam gibt es schon kaum, dann gibt es zwar einige queere Verlage, die ihre Schwerpunkte aber nicht auf Feminismus legen, andererseits gibt es feministische Verlage, die wiederum nicht queer sind. Wir sind beides. Katja: Und das war, was fehlte, ein queer-feministischer Verlag. Das ist einfach eine Nische, und da wollen wir uns positionieren. Wenn ich mir ansehe, was ihr bisher veröffentlich habt: Belletristik, wissenschaftliche Bücher, Erstübersetzungen, Gedichte ... Das Spektrum an Genres aber auch den behandelten Inhalten ist breit ... Katja: Es ist immer ein bisschen die Frage, ob diese Breite eine Schwäche oder eine Stärke ist. Weil natürlich verlangt wird, dass ein Verlag eine klare Ausrichtung hat. Aber dem verweigern wir uns, sonst wäre das kein queerer Verlag. Wenn es ein gutes Buch ist, dann darf es auch Verschiedenes sein. Nicole: Die Kombination von wissenschaftlichen und belletristischen Werken zu haben ist uns auch wichtig, weil die Trennlinien gerade im Bereich queerer, feministischer Fragestellungen ineinander übergehen oder auch miteinander korrespondieren. Es sind ja eigentlich dieselben Ansprüche an alle Bücher, dass sie nämlich vor dem Hintergrund einer Auseinandersetzung mit queerer Theorie geschrieben werden. Belletristik setzt sich einfach in einer andern Form damit auseinander als wissenschaftliche Bücher es tun. Cultural Entrepreneurs, Kulturarbeiter_innen, in beiden Begriffen steckt sie drinnen, die (Lohn-)Arbeit – wo seht ihr Zaglossus da, ist die Zukunftsvision eher Politprojekt oder Brotjob? Katja: Definitiv wollen wir einmal davon leben. Das Problem, dass wir bei vielen politischen Initiativen die wir kennen sehen, ist, dass sie sich irgendwann einmal tot laufen, weil niemand mehr kann. Bei all diesen Projekten sind die Beteiligten mit Selbstausbeutung bei der Sache, und das geht ab einem bestimmten Punkt nicht mehr. Verlagsarbeit ist ein Riesenaufwand, das ist nicht etwas, dass man nebenbei betreiben kann, jedenfalls dann nicht, wenn mal eine kritische Masse an Werken herausgeben werden will. Im Sinne einer Nachhaltigkeit ist es notwendig, dass wir nicht ständig in den roten Zahlen stehen. Und der Verlags-Markt ist wahnsinnig schwierig. Nicole: Also am Anfang steht die politische Idee, klar. Aber der Verlag soll auch in dem Sinne nachhaltig sein, dass wir es uns leisten können, nachhaltig zu produzieren. Katja: Da gibt es noch viele Bereiche, und wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir können z. B. nicht umweltfreundlich drucken, weil es einfach nicht leistbar ist. Das braucht Zeit. Es ist eine ständige Gradwanderung, zu schauen, was möglich ist, wo Grundsätze sind und wo Abstriche gemacht werden müssen. Und Ziel ist, irgendwann da zu sein, wo wir die politischen Ansprüche auch im Produktionsprozess erfüllen können. Ein anderes Beispiel ist Amazon. Unsere Bücher gibt es auf Amazon, obwohl wir das, was dahinter steht, politisch äußerst kritikwürdig finden. Aber wir können uns dem im Moment nicht entziehen: Ohne Amazon kann ein Verlag, besonders ein kleiner, der in Deutschland vielleicht in sieben Buchhandlungen vertreten ist, nicht in die Breite gehen. Und, ja, das ist frustrierend. Immer wieder. Aber so ist es halt. Nicole: Und es ist ein ständiges Ausverhandeln, was kommerzielle Verwertbarkeit betrifft. Die Verwertbarkeit von den Büchern, die wir verlegen wollen, wenn es z. B. um Förderungen geht. Wir müssen von Projekt zu Projekt schauen, weil wir für jedes einzelne Buch Kleinförderungen aufstellen müssen. Und gerade bei wissenschaftlichen Büchern ist es jetzt mit Förderungen vorbei. Zum guten Ende, ein Blick nach Vorne: Was dürfen wir von euch erwarten in diesem Jahr, woran arbeitet ihr gerade? Nicole: Ein Buch ist gerade am Fertigwerden, da geht es zentral um die Aufarbeitung eines NS-Familienerbes. Und dann ist wieder eine Übersetzung dran, fast eine Fortsetzung von „Valencia“, unserem ersten Buch: Der Roman spielt auch in San Francisco, aber zehn Jahre später. Des Weiteren erscheint ein Band zur großen Queer-Konferenz, die 2011 in Wien stattgefunden hat. Dann gibt es etwas Leichtes für den Urlaub: einen Science-Fiction Roman! Der wird sehr amüsant und spielt in der fernen, fernen Zukunft. Katja: Und dann kommt noch ein Buch, von dem wir noch nichts wissen, außer dass es eine wissenschaftliche Abschlussarbeit wird. Auch heuer wird es nämlich wieder unseren Wettbewerb _kritique_jeu- ne_ geben. Abschlussarbeiten werden gerade im feministischen Bereich selten veröffentlicht und das ist schade, weil hier viel wichtiges Wissen verloren geht. Eine dieser Arbeiten wird von einer Fachjury ausgewählt und von uns veröffentlich – womöglich auch zwei, weil wir wollen die Konkurrenz ja auch ein wenig verqueeren. Sofern das bei einen Wettbewerb überhaupt möglich ist ... online seit 27.08.2012 11:36:53 (Printausgabe 59) autorIn und feedback : Interview: Nikola Staritz |
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Passagencollagen #2 Aus der Fassung gebracht [05.10.2018,Tortuga-Kollektiv] DIY-Punk gegen die Spaltung Die Debüt-LP von Lime Crush bringt musikalisch und personell einiges zusammen [03.10.2018,Bianca Kämpf] Eine Stimme für die Stimmlosen Sollte es in einer postpolitischen Phase so etwas wie politische Musik geben, dann war Grime seiner Sache um einige Jahre voraus [03.10.2018,Christoph Benkeser] die nächsten 3 Einträge ... |
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