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Après Shitstorm: Kampfzone Gürtel Eine Antwort auf das urbane Untergangsszenario Anfang Mai veröffentlichte der Journalist Thomas Rottenberg unter dem Titel „Wahlkampf in der U6“ einen Erfahrungsbericht aus der Kampfzone Gürtel. Ausgehend davon, dass es dem Autor in den Öffis zu viel stinkt, endet der Text mit einem Untergangsszenario, in dem nur die FPÖ nicht „weichgespült“ genug ist, um zu benennen, was das Problem ist: der Takeover drogenverkaufender und frauen-bedrohender „Osteuropäer“, Schwarzer und von anderem Gesocks, das den Coffee-To-Go bitter schmecken lässt. Bei der Beschreibung der Szenerie am Hot Spot Gumpendorferstraße zeigt sich die erschreckend ethnisierende Wahrnehmung des Autors am deutlichsten: Wie anderen auch, fällt ihm der Einfluss des Suchthilfezentrums Jedmayer aufs Grätzel auf. Suchthilfe-Kund_innen sind im öffentlichen Raum präsent, das stimmt. Was Rottenberg aber nicht sieht, ist, dass es sich bei denjenigen, die das Grätzel als Aufenthaltsort nutzen (können, da sie die Polizei vor Ort nicht gleich einsackelt), weniger um „Osteuropäer“ mit Kampfhund, sondern in erster Linie um „Ösis“ handelt – Olivera Stajić wies im Standard auf diese rassistische Fehlwahrnehmung hin. Eine ähnliche Diskussion entspann sich, als Anrainerinnen des Brunnenmarkts nach dem brutalen Mord in einem offenen Brief nach einer „Gürtelsäuberung“ riefen. Nachdem die Neubauer Grüne Ursula Berner davor warnte, auf den rechten Ausländer-Angstdiskurs einzusteigen, erntete sie einen Shitstorm, in dem ihr quasi „Gutmenschen-Sprech“ vorgeworfen wurde. Das ist sehr bedrohlich, denn den Rechten ist es offensichtlich gelungen, derartig Ängste zu schüren, dass im erst kürzlich wieder zur weltweit lebenswertesten Stadt gekürten Wien eine kritische Masse ernsthaft zu glauben scheint, dass der Untergang unmittelbar bevorsteht. Dabei würde ein kurzer Blick auf die Stadtgeschichte ausreichen, um zu sehen, dass der Gürtel immer schon skandalisiert wurde – und zwar deshalb, weil er eine historische Trennlinie zwischen Bürgertum und „gefährlichen“ proletarischen Klassen ist. Nur die Problemgruppen ändern sich: waren es vor 100 Jahren Arbeiter_innen aus den Kronländern, sind es heute „Osteuropäer“, muslimische Vergewaltiger und Schwarze Gras-Verkäufer, die den Untergang des Abendlandes einläuten. Die Instrumentalisierung von urbanen Brennpunkten für recht(sradikal)e Politik muss als solche erkannt werden, ansonsten passiert am Ende wirklich noch das, was Rottenberg ungewollt befeuert. Sein Text operiert nämlich – in klassisch sexistischer Manier – damit, dass Frauen „Angst“ vor der U6 haben und Männer es als „unangenehm empfinden“, dass es stinkt und gedealt wird. Von einer die U-Bahnfahrt erleidenden Frau lässt der Autor sich dann ins Ohr raunen, dass die Straches und Kickls zumindest die Symptome des Zerfalls nicht ignorieren würden. Wenn Liberale jetzt auch noch anfangen, die rechten Hetzer von der FPÖ zu Verteidigern der „kleinen Leute“ zu stilisieren, dann gute Nacht! Denn: Wien ist erwiesenermaßen deshalb so lebenswert, weil es rot ist. Und dass wichtige Errungenschaften, wie leistbarer Wohnraum und soziale Infrastruktur, ratzfatz den Bach runtergehen, sobald die FPÖ das Ruder übernimmt, liegt auf der Hand – das haben sie schon einmal bewiesen. online seit 16.06.2016 08:22:20 (Printausgabe 75) autorIn und feedback : Julia Edthofer |
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Wie vorher! aus dem Diskursiv: Vom Leben mit Kindern [05.10.2018,Monika Vykoukal] Neiiiihhin! aus dem Diskursiv: Vom Leben mit Kindern [05.10.2018,Patrick Ward] Er hat die Melone so gern aus dem Diskursiv: Vom Leben mit Kindern [05.10.2018,Benjamin Herr] die nächsten 3 Einträge ... |
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